Von Jon Sindreu

NEW YORK (Dow Jones)--Die Ergebnisse von HSBC könnten Anleger in frühere Zeiten zurückversetzen. Zuletzt gab das Bankhaus aus London bekannt, dass es im zweiten Quartal 8,8 Milliarden US-Dollar verdient hat, womit es seinen Gewinn gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt und die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen hat. Trotz Anzeichen dafür, dass die Gewinne aus höheren Zinssätzen allmählich nachlassen, da die Kreditgeber langsam gezwungen sind, den Einlegern bessere Renditen zu bieten, gelang es HSBC dennoch, die Nettozinsmargen zu erweitern. Und der Konzern prognostiziert, dass diese im Gesamtjahr 2023 höher ausfallen werden als erwartet. Derweil schnellten die Gebühreneinnahmen im Investmentbanking im Jahresvergleich überraschend um 69 Prozent empor, was einem Anstieg der Anleiheemissionen zu verdanken ist, obwohl die meisten anderen Banken starke Rückgänge meldeten.

Darüber hinaus geht HSBC für die Jahre 2023 und 2024 von einer Rendite auf das materielle Eigenkapital "im mittleren Zehnerbereich" aus, verglichen mit einem früheren Ziel von über 12 Prozent ab 2023. Im ersten Halbjahr lag dieser Wert auf Jahresbasis bei 18,5 Prozent, ohne Einmaleffekte wie den Kauf des britischen Zweigs der Silicon Valley Bank (SVB). Eine Rendite von 15 Prozent wäre bedeutsam. Das entspricht in etwa dem, was viele europäische Banken vor der globalen Finanzkrise 2008 erzielten, die teilweise durch übermäßige Risikobereitschaft angeheizt wurde. Seitdem schmälern strengere Bankenvorschriften und höhere Kapitalanforderungen die Gewinne der Banken. Wenn höhere Zinssätze es HSBC jedoch ermöglichen, ihre Rentabilität wieder auf diesem Niveau zu stabilisieren, könnte dies ein starkes Signal für den Markt sein.


  Anleger taxieren HSBC immer noch mit weniger als dem Buchwert 

Allerdings wird erwartet, dass die Zentralbanken in den folgenden Jahren wieder mit der Senkung der Zinssätze beginnen, wie HSBC-Führungskräfte zuletzt einräumten. Dennoch haben Investoren Gründe, HSBC vor vielen seiner Mitbewerber zu bevorzugen. Zusätzlich zur Wiedereröffnung der Grenze zwischen Hongkong und dem chinesischen Festland in diesem Jahr soll der Verkauf des kanadischen Geschäfts von HSBC an die Royal Bank of Canada abgeschlossen werden. Außerdem hat das Management das Kapital erhöht und wird voraussichtlich weitere Dividenden und Rückkäufe freigeben. Dennoch werden die Aktien immer noch unter ihrem Buchwert gehandelt. Das europäische Bankwesen wird nicht mehr so aufregend sein wie vor 2008. Aber wenn es einigen Kreditgebern gelänge, die Rentabilität in die Nähe dieses früheren Niveaus zu bringen, könnten ihre Aktien dennoch aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/axw/jhe

(END) Dow Jones Newswires

August 01, 2023 08:53 ET (12:53 GMT)