FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Bankhaus Lampe sieht in der möglichen Übernahme des Autobahnbetreibers Abertis durch Hochtief mehr Chancen als Risiken. Mit der neuen spanischen Tochter im Gepäck könnte der Essener Baukonzern noch viel kräftiger wachsen als bisher, schrieb Analyst Marc Gabriel in einer Studie vom Montag. Mit seiner Kaufempfehlung brachte er nach der monatelangen Talfahrt neuen Schwung in den jüngsten Erholungsversuch.

Bedenken um eine mögliche Kapitalerhöhung für den Kauf räumte Gabriel mit dadurch entstehenden Vorteilen aus dem Weg. Tatsächlich dürfte sich der Deal nach seiner Einschätzung stark positiv auf den Gewinn von Hochtief auswirken - im Jahr könnte es der Baukonzern dann auf ein operatives Ergebnis (Ebitda) von rund 5 Milliarden Euro bringen. Im letzten Jahr hatte Hochtief vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen noch etwas über eine Milliarde Euro erwirtschaftet.

Um den rund 34 Milliarden Euro teuren Kauf zu stemmen, käme der Baukonzern sicherlich nicht um die Ausgabe neuer Aktien herum - rund 4,5 Milliarden Euro dürfte das Emissionsvolumen betragen. Hinzu käme die Aufnahme von Fremdkapital in Höhe von etwa 11 Milliarden Euro nebst Finanzschulden von Abertis. Das Risiko eines höheren Schuldenstands sei dennoch begrenzt - insbesondere in der Aussicht auf zusätzliche Infrastrukturprojekte dank des eigenen Know-hows im Bereich öffentlich-privater Partnerschaften (PPP).

Dazu muss er sich aber erstmal im Abertis-Bieterrennen durchsetzen. Nachdem der italienische Mautabwickler Atlantia zuletzt grünes Licht für sein Angebot erhalten hatte, hat Hochtief noch bis zum 19. Oktober Zeit, um ein Gegenangebot vorzulegen. Gabriel schätzt die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Übernahme auf 80 Prozent. Auf Jahressicht sieht er die Aktie derzeit bei 190 Euro - ein ordentlicher Sprung, bezifferte er das Kursziel doch zuvor noch auf 147 Euro.

Damit hat der Analyst für neuen Optimismus unter den Anlegern gesorgt. Nachdem das Papier seit Mai mehr als 15 Prozent an Wert einbüßen musste, kletterte es am Montag um 2,86 Prozent auf 144 Euro - und damit an die Spitze des MDax für mittelgroße Unternehmen./kro/ag/men