Ob gerechtfertigt oder nicht, Anleger müssen lernen, mit den Launen des Marktes umzugehen. Diese haben auch den deutschen Online-Lebensmittelhändler HelloFresh, ein wahrer Börsenstar während der Pandemie, nicht verschont.

Seine Bewertung wurde in zwei Jahren um das Fünffache reduziert, von x2,5 auf x0,5 seines Umsatzes. Tatsächlich scheint sein spektakuläres Wachstum seit dem Ende der Lockdowns ein Plateau erreicht zu haben. Die letzten fünf Quartale ähneln sich, mit einem Umsatz von rund 1,9 Milliarden Euro pro Geschäftsjahr und ungleichen Margen.

Trotz seiner attraktiven LTV-Modelle (Long-Term-Value), bei denen jedem Abonnenten ein wirtschaftlicher Wert auf Basis seiner Einkäufe abzüglich seiner Anschaffungskosten zugewiesen wird, bleibt das Geschäft nur marginal profitabel. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben insgesamt gezeigt, dass diese Modelle nur begrenzten Nutzen haben.

Gleichzeitig bleibt die Cash-Generierung negativ, da das Unternehmen eine hochmoderne Lieferkette aufbaut. Der Durchbruch in den USA, wo HelloFresh den Großteil der Marktanteile für sich beansprucht, wird eine erhebliche neue Investition erfordern. Die Konkurrenz ist hart, scheint aber Schwierigkeiten zu haben, das Geschäft profitabel zu gestalten, wie zum Beispiel die Underperformance von Blue Apron zeigt.

All dies deutet auf eine bevorstehende Kapitalerhöhung hin. Das Management nutzte die Barclays European Internet & Emerging Tech Conference am Montag, um den Boden dafür zu bereiten.

Dabei betonte es, dass der Lebensmittelmarkt - der zweitgrößte im Haushaltsbudget nach dem Wohnen - immer noch massiv unterrepräsentiert im Online-Handel ist. Und dass es aus dem Nichts gelungen ist, den Umsatz in acht Jahren um das 25-fache zu steigern.

Ein Streitpunkt mit dem Markt - der vielleicht mehr Transparenz verdient - ist die Abonnement-Stornierungsrate, genannt "Churn". Trotz des Drucks weigert sich HelloFresh weiterhin, diese zu veröffentlichen. Allerdings ist nun bekannt, dass die Verbleibsquote der Kohorten nach fünf Jahren bei nur 30-40% liegt.

Das dürfte den Skeptikern noch mehr Futter bieten.