FRANKFURT (Dow Jones)--Im Sommer hat Heidelberg Materials - damals noch unter dem Namen Heidelbergcement - mit Verweis auf "atemberaubende" Energiepreis-Schwankungen seine Ambitionen aufgegeben, den Gewinn in diesem Jahr zu steigern. Manche Analysten glauben, dass mit den Drittquartalszahlen eine erneute Prognosekorrektur ansteht: Aus dem jetzt erwarteten leichten Gewinnrückgang könnte ein deutlicher Rückgang werden, heißt es etwa bei UBS. Allerdings gehört es zur Kernkompetenz des Baustoffkonzerns, seinen hohen Energiebedarf virtuos zu steuern. Am frühen Donnerstag wird die verkürzte Zwischenbilanz zum dritten Quartal veröffentlicht.
WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN:
ENERGIEKOSTEN - Die Zementherstellung gehört zu den energieintensivsten Industrieprozessen. Umso mehr fordern die aktuellen Preisturbulenzen den Konzern heraus. Der fährt gerade den Einsatz von alternativen Brennstoffen wie Altreifen, Kunststoffabfällen oder Klärschlämmen maximal nach oben und lässt seine Mühlen gerne an Wochenenden laufen, wenn die Strompreise geringer sind. Bislang rechnet Finanzchef Rene Aldach mit Energiemehrkosten von rund 1 Milliarde Euro gegenüber dem Vorjahr - ein Plus von etwa der Hälfte. Ob es dabei bleibt, ist eine entscheidende Frage. Immerhin 60 bis 70 Prozent der Stromkosten im zweiten Halbjahr sind abgesichert.
PREISE - 1,2 Milliarden Euro Mehrerlöse durch Preissteigerungen hat sich Konzernchef Dominik von Achten für das zweite Halbjahr auf die Fahnen geschrieben. Tatsächlich war es im Juni mit dieser Strategie gelungen, die Kosteninflation überzukompensieren. Doch die Signale aus der Bauwirtschaft deuten eher auf eine Nachfrageabschwächung hin, so dass es womöglich deutlich schwieriger wird, Preiserhöhungen durchzusetzen.
ZAHLEN - Wenn Analysten richtig liegen, dann ist Heidelberg Materials im dritten Quartal in etwa so gewachsen wie Marktführer Holcim, der sein Trading Update bereits in der vergangenen Woche abgeliefert hat. Den Schweizern ist es allerdings gelungen, das EBIT vor Sondereffekten um fast 8 Prozent zu steigern. Das operative EBITDA, die bei Heidelberg Materials entscheidende Gewinnkennziffer, wird von Analysten lediglich knapp unverändert erwartet - vergleichbar sogar rückläufig. Aber vielleicht haben sich die Kurpfälzer ja doch besser als erwartet geschlagen.
PROGNOSE - UBS hat den Markt Mitte Oktober auf eine bevorstehende Prognosesenkung eingestimmt, sollte sich in den Drittquartalszahlen nicht doch mehr Resilienz zeigen als angenommen. Ihre Analysten rechnen mit 7,7 Prozent weniger EBITDA (Ergebnis laufendes Geschäft vor Abschreibungen), während der Marktkonsens bei minus 4,4 Prozent liegt. Wenn die Annahme von UBS stimmt, dann wäre das kein leichter Gewinnrückgang mehr, von dem die Kurpfälzer bislang ausgehen. Wettbewerber Holcim jedenfalls hat seine EBIT-Erwartung angehoben.
Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum dritten Quartal und für das Gesamtjahr 2022:
=== . PROG PROG PROG 3. QUARTAL 3Q22 ggVj Zahl 3Q21 Umsatz 5.719 +13% 16 5.058 Ergebnis laufendes Geschäft* 1.174 -0,2% 16 1.176 Ergebnis laufendes Geschäft 855 -2% 16 869 . PROG PROG PROG GESAMTJAHR Gj22 ggVj Zahl Gj21 Umsatz 20.897 +12% 13 18.720 Ergebnis laufendes Geschäft* 3.725 -4% 13 3.875 Ergebnis laufendes Geschäft 2.453 -6% 13 2.614 Ergebnis nach Steuern u Dritten 1.509 -14% 13 1.759 Ergebnis je Aktie 7,82 -12% 13 8,91 Dividende je Aktie 2,58 +8% 18 2,40 ===
ERLÄUTERUNGEN:
- * vor Abschreibungen
- Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ergebnis je Aktie und Dividende in Euro
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens und Vara Research, Dividende von S&P Global Intelligence
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
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DJG/rio/mgo
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November 03, 2022 00:45 ET (04:45 GMT)