Die Insolvenz der Signa Holding am Mittwoch hat ein Schlaglicht auf die komplexe Struktur des verschuldeten österreichischen Immobilienimperiums geworfen, dessen Besitz vom New Yorker Chrysler-Gebäude bis zu Anteilen am britischen Kaufhaus Selfridges reicht.

Obwohl einige Teile des Imperiums darum kämpfen, sich über Wasser zu halten, wird der Schritt wahrscheinlich einen Dominoeffekt in dem riesigen Einzelhandels- und Immobilienportfolio auslösen, das in zwei Jahrzehnten aufgebaut wurde.

Hier finden Sie eine Aufschlüsselung der wichtigsten Teile des Unternehmens:

SIGNA HOLDING

Die Holdinggesellschaft von Rene Benko, 46, dem Tiroler Immobilienmagnaten hinter dem Imperium, ist im Immobilien- und Einzelhandelsgeschäft tätig und investiert in andere Unternehmen.

Hauptaktionär und Mehrheitseigentümer der Holding ist die Familie Benko über ihre Privatstiftung und eine in Innsbruck ansässige Holdinggesellschaft namens Supraholding.

Weitere Aktionäre sind der Schweizer Geschäftsmann Ernst Tanner, ein leitender Angestellter des Schokoladenherstellers Lindt & Spruengli, die private Familienstiftung des Bauunternehmers und Ex-Strabag-Chefs Hans Peter Haselsteiner, der Gründer des deutschen Tierfutterherstellers Fressnapf, Torsten Toeller, und der Schweizer Kaffeemaschinenunternehmer Arthur Eugster.

Nach langen und erfolglosen Verhandlungen mit potenziellen Kreditgebern hat das Unternehmen am 29. November in Wien Insolvenz angemeldet.

Die Schulden von Signa, die auf rund 5 Milliarden Euro (5,45 Milliarden Dollar) geschätzt werden, würden den größten Konkurs in der Geschichte Österreichs bedeuten.

SIGNA PRIME/IMMOBILIENPORTFOLIO

Nach Angaben von Signa ist Prime mit einem Wert von rund 20,4 Mrd. Euro (22,23 Mrd. $) das größte Unternehmen der Immobiliensparte der Gruppe. Ob dieser Wert nach den jüngsten Turbulenzen und dem Einbruch des Immobilienmarktes noch gilt, bleibt abzuwarten.

Zu den bekannten Objekten gehören das unvollendete Elbtower-Hochhaus, die Alsterarkaden und das Alsterhaus in Hamburg, die Kaufhausgebäude KaDeWe in Berlin und Oberpollinger in München sowie Wiens exklusives Einkaufsviertel, das Goldene Viertel.

Die Sparte besitzt auch zahlreiche prestigeträchtige Immobilien in der Wiener Innenstadt, darunter das vom Architekten Otto Wagner entworfene Jugendstilgebäude der alten österreichischen Post, das Bank Austria Kunstforum und das Luxushotel Park Hyatt.

In Innsbruck, der Heimatstadt von Benko, besitzt das Unternehmen das Kaufhaus Tyrol. Prime hat für zahlreiche Immobilien Co-Investoren an Bord geholt.

Neben der Familie Benko, die die Mehrheit an Signa Prime hält, ist auch der Industriemilliardär Klaus-Michael Kühne mit 10 Prozent ab 2022 beteiligt. "Signa Prime ist ein Blue Chip unter den europäischen Immobilienunternehmen", sagte Kühne Holding damals.

Die RAG-Stiftung in Essen, die mit den Erträgen aus den Investitionen ehemalige Steinkohleabbaugebiete in Deutschland verwaltet, ist ebenfalls mit 5% an Prime beteiligt.

Zu den Signa-Baustellen, die die Arbeit eingestellt haben, gehören - neben dem Hamburger Elbtower - das Carsch-Haus in der Düsseldorfer Innenstadt, der Femina-Palast in Berlin und mehrere Projekte in München.

Diese gestrandeten Projekte könnten im Betrieb teuer werden, zum Beispiel durch Wetterschäden.

Lokalen Medienberichten zufolge könnte sich der Milliardär Kühne an der Rettung des Elbtower-Projekts beteiligen.

Seit 2019 ist die Signa Holding auch Miteigentümer des ikonischen Chrysler Buildings in New York.

HANDEL/EINZELHANDELSUNTERNEHMEN

Benko hat seine Handelsinteressen unter den Geschäftsbereichen Signa Retail und Signa Premium gebündelt.

Das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe, das Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg sind Teil von Premium.

Die Central Group, die der thailändischen Milliardärsfamilie Chirathivat gehört, ist ebenfalls an der Sparte beteiligt, zu der auch die Schweizer Kaufhauskette Globus und Selfridges in London gehören.

Benko hat kürzlich einige Anteile an der britischen Luxuskette an die Central Group abgegeben.

Der britische Sport- und Modekonzern Frasers erklärte am Donnerstag, dass er versuchen wird, die Vermögenswerte von Signa SportScheck aus der Insolvenz heraus zu kaufen, nachdem der deutsche Sportartikelhändler die letzte Signa-Marke war, die Insolvenz angemeldet hat.

Frasers hatte sich im Oktober bereit erklärt, SportScheck für eine ungenannte Summe zu kaufen, um seine Präsenz in Deutschland auszubauen, hatte das Geschäft aber noch nicht abgeschlossen.

Zu Benkos Handelsimperium gehört auch die deutsche Kaufhauskette Galeria, die derzeit rund 12.500 Mitarbeiter beschäftigt und unter seiner Leitung gegründet wurde.

Benko übernahm zunächst die Karstadt-Kette und fusionierte sie 2019 mit Kaufhof. Karstadt und später Galeria haben zwei Insolvenzverfahren überstanden, mit staatlicher Hilfe in Höhe von 680 Millionen Euro, die die Bundesregierung abgeschrieben hat.

In der Schweiz sind die Handelsbeteiligungen von Benko in der Signa Retail Selection AG gebündelt, die am Mittwoch Konkursschutz beantragte.

Neben dem operativen Geschäft von Galeria besitzt Signa 18 Warenhausimmobilien. Für diese hat Signa in letzter Zeit ausstehende Mietzahlungen in Höhe von rund 200 Millionen Euro angehäuft, wie Quellen berichten.

Signa hat auch Medieninvestitionen, die nicht zu seinem Kerngeschäft gehören. Im Jahr 2018 kaufte die Signa Holding rund 24% der österreichischen Tageszeitungen "Krone" und "Kurier" von der Funke Mediengruppe. ($1 = 0,9176 Euro) (Berichterstattung von Alexandra Schwarz-Goerlich, Mattias Inverardi und Emma-Victoria Farr, Schreiben von Emma-Victoria Farr und Rachel More, Bearbeitung von Elisa Martinuzzi und Tomasz Janowski)