Atlanta (Reuters) - Der ehemalige US-Präsident Donald Trump ist mit seiner Aufnahme als Häftling im US-Bundesstaat Georgia als erster Ex-Präsident mit einer Häftlingsnummer und einem Fahndungsfoto in die US-Geschichte eingegangen.

Trump ist am Donnerstagabend (Ortszeit) im Zusammenhang mit seiner vierten Anklage im US-Bundesstaat Georgia pünktlich zu seinem Termin in einem Gefängnis in Atlanta erschienen. Nachdem sein Privatflugzeug auf dem Flughafen Hartsfield-Jackson in Atlanta gelandet war, wurde der ehemalige Präsident mit einem Autokorso und großen Polizeigefolge zum Gefängnis von Fulton Country gebracht. Dort verbrachte er nach Angaben der Behörden weniger als 20 Minuten. Im Gefängnis wurde von Trump auch ein Polizeifoto angefertigt. Er ist dort ab jetzt mit einer offiziellen Häftlingsnummer gelistet.

Trump hatte im Vorfeld einer Kaution von 200.000 Dollar zugestimmt und durfte das Gefängnis deswegen direkt nach dem Aufnahmeprozess wieder verlassen. Zurück am Flughafen gab er lediglich ein kurzes Statement vor Reportern: "Was hier statt gefunden hat, ist eine Farce der Justiz", sagte Trump, "Ich habe nichts Falsches getan und jeder weiß das." Er reagierte nicht auf Nachfragen, sondern bestieg direkt nach seiner kurzen Stellungnahme sein Flugzeug.

Nach Terminen bislang in Manhattan, Miami und Washington sollte sich Trump in Atlanta wegen Vorwürfen im Zusammenhang mit seiner Wahlniederlage 2020 formell festnehmen lassen. Trump bleibt gegen Kaution frei, sein Plädoyer wird am 5. September erwartet. Er sieht sich in Georgia mit 13 Anklagepunkten konfrontiert und damit insgesamt 91 über alle vier Verfahren. Der 77-Jährige hat sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen. In jüngsten Umfragen zum Vorwahlkampf der Republikaner führt er haushoch gegenüber den anderen Präsidentschaftsbewerbern.

Donald Trump ist der erste Ex-Präsident der US-Geschichte, von dem ein sogenannter "mug shot" existiert. Schon vor dem Termin zeichnete sich ab, dass Trumps "mug shot" von Unterstützern wie Gegnern gleichermaßen im angelaufenen Wahlkampf verwendet werden dürfte. "Wir wollen es auf T-Shirts drucken", sagte eine Trump-Anhängerin vor dem Gerichtsgebäude. "Es wird weltweit verbreitet. Das Bild wird beliebter werden als die Mona Lisa." Die Behörden in den drei anderen Verfahren hatten auf ein Polizeifoto verzichtet. Das für Trump in Georgia zuständige Gefängnis im Bezirk Fulton County ist wegen der Zustände dort kritisiert worden und war Gegenstand von Ermittlungen des Justizministeriums in Washington.

Das Gericht hat ihm untersagt, Drohungen in sozialen Medien zu verbreiten, wie am Montag aus Gerichtsunterlagen hervorgegangen war. Die zuständige Bezirksstaatsanwältin Fani Willis hatte Mitte August die Anklagepunkte gegen Trump eingereicht. Darin geht es unter anderem um Verschwörung zur Fälschung und Erpressung. Einige der Punkte sind eher im Kampf gegen das organisierte Verbrechen üblich. Die zwei Verfahren auf Landesebene haben für Trump eine besondere Bedeutung, da ein US-Präsident in diesen Fällen keine Begnadigung aussprechen könnte.

Den Unterlagen zufolge sind 18 Personen mitangeklagt, darunter Mark Meadows, Trumps ehemaliger Stabschef im Weißen Haus, sowie die Anwälte Rudy Giuliani und John Eastman. In Washington kündigten die Republikaner im Repräsentantenhaus Ermittlungen gegen Willis an. Es solle geprüft werden, ob sie sich widerrechtlich mit der Staatsanwaltschaft auf Bundesebene abgesprochen habe, hieß es. Willis - eine Demokratin - wurde wie viele Staatsanwälte auf Landesebene in den USA vom Volk in ihr Amt gewählt.

Der Fall geht insbesondere auf ein Telefonat vom 2. Januar 2021 zurück, in dem Trump den obersten Wahlleiter von Georgia, Brad Raffensperger, aufforderte, genügend Stimmen zu "finden", um seine Niederlage in dem Bundesstaat zu drehen. Raffensperger - wie Trump Republikaner - lehnte ab. Bei der Wahl 2020 hatte der damalige Herausforderer und spätere Sieger Joe Biden unter anderem in Georgia knapp gegen Trump gewonnen. Die beiden Männer dürften bei der Wahl im kommenden November wieder aufeinandertreffen: Keine der Anklagen hindert Trump daran, Wahlkampf zu betreiben oder im Fall eines Sieges ins Weiße Haus zurückzukehren. Experten zufolge gäbe es selbst bei einem Schuldspruchs und einer Gefängnisstrafe keine Handhabe, um Trump daran zu hindern, den Amtseid abzulegen.

(Bericht von Rich McKay und Jack Queen, geschrieben von Alexandra Falk und Scot W. Stevenson. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)