Von Petra Sorge

BERLIN (Dow Jones)--Nicht nur beim Energieversorger RWE, sondern auch bei Eon steht mit der Quartalsbilanz ein Personalwechsel an. Nachdem die Dekade unter Johannes Teyssen zu Ende gegangen ist, wird nun erstmals Leonhard Birnbaum die Zahlen als neuer Konzernchef vorstellen. Seit der Jahresbilanz Ende März hat sich der Kurs der Eon-Aktie deutlich nach oben entwickelt und mit zuletzt 10,48 Euro fast wieder Vorkrisen-Niveau erreicht. Ob das nur dem allgemeinen Optimismus an der Börse zuzuschreiben ist oder der Markt große Hoffnungen in Birnbaum setzt, bleibt abzuwarten.

Darauf werden die Anleger achten:

PROGNOSE: Eine Marktschätzung für das erste Quartal liegt aktuell nur für das bereinigte EBIT vor, demnach wird hier laut Factset mit einem Plus von 7 Prozent auf 1,557 Milliarden Euro gerechnet. Ein von Eon veröffentlichter Konsens zeugt mit Blick auf 2021 auch von Optimismus. Die 17 befragten Analysten gehen davon aus, dass Eon im Finanzjahr ein bereinigtes EBIT von 3,967 Milliarden Euro erreichen wird. Damit läge es am oberen Rand der Erwartungen des DAX-Konzerns selbst, der von 3,8 bis 4,0 Milliarden Euro ausgeht. Beim bereinigten Konzernüberschuss tippen die Marktbeobachter auf 1,796 Milliarden, während Eon zwischen 1,7 und 1,9 Milliarden Euro erwartet. Finanzchef Marc Spieker hatte angekündigt, dass Eon bis 2023 im Durchschnitt um 8 bis 10 Prozent auf EBIT-Ebene wachsen soll.

DIVIDENDE: Nachdem Eon die Dividende für das abgelaufene Jahr nur um einen Cent auf 0,47 Euro je Aktie angehoben hatte, erwarten die Analysten für 2021 nun mehr - und zwar wenigstens 0,49 Euro. Schließlich hatte Eon angekündigt, die Dividende bis 2022 jährlich um bis zu 5 Prozent steigern zu wollen.

EIN BISSCHEN GRÜNER: Der neue Eon-Chef Birnbaum hatte anlässlich der Jahresbilanz auch höhere Ambitionen mit Blick auf den Klimaschutz verkündet. So will der Konzern, der bis 2040 klimaneutral sein will, die Leistung seiner Spitzenkräfte künftig noch stärker an Nachhaltigkeitsziele binden. Details dazu sollen noch vor der Hauptversammlung am 19. Mai bekanntgegeben werden, hieß es.

Mit seinem neuen Green Bond Framework sieht sich Eon als eines der ersten Unternehmen zudem vollständig im Einklang mit der neuen EU-Taxonomie für nachhaltige Investitionen. Im vergangenen Jahr spielte das Unternehmen mit Green Bonds rund 5 Milliarden Euro ein. Birnbaum ist noch ambitionierter und will, dass künftig mehr als 50 Prozent des jährlichen Finanzierungsbedarfs mit grünen Anleihen gedeckt werden.

Dass der Eon-Strom aber noch längst nicht so grün ist, wie vom DAX-Konzern beworben, hat jüngst eine Studie des Hamburg Institut im Auftrag des Ökostromanbieters Lichtblick offenbart: Demnach liegt der tatsächliche Ökostromanteil des Essener Versorgers nur bei rund 7 Prozent, und nicht wie ausgewiesen bei 56 Prozent. Das wird nun transparent, wenn mit der Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes in diesem Monat auch neue Kennzeichnungspflichten kommen.

SCHULDENABBAU: Eon hat sich mit dem milliardenschweren RWE-Assettausch nicht nur die profitablen Innogy-Netzgeschäfte ins Haus geholt, sondern auch hohe Schulden. Immerhin konnte der Konzern diese im vierten Quartal 2020 trotz hoher Nettoinvestitionen um 1,4 Milliarden Euro auf 40,7 Milliarden Euro drücken. Eon visiert "zeitnah" einen Verschuldungsfaktor von nur 4,8 bis 5,2 mal EBITDA an. Dazu sollen nicht nur die Synergieeffekte aus dem RWE-Deal beitragen - in dessen Folge bis zu 10.000 Jobs verschwinden. Auch der Atomdeal mit der Bundesregierung dürfte in diesem Jahr neues Geld in die Kassen spülen: Dabei sollen 42,5 Millionen Euro an die Kernkraft-Tochter Preussenelektra fließen.

Die Eon SE wird am Dienstag, 11. Mai 2021, Zahlen vorlegen. Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum ersten Quartal und Gesamtjahr 2021:


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.                               PROG  PROG  PROG 
1. QUARTAL                      1Q21  ggVj  Zahl    1Q20 
EBIT bereinigt                 1.557   +7%     4   1.460 
 
.                               PROG  PROG  PROG 
GESAMTJAHR                      Gj21  ggVj  Zahl    Gj20 
Umsatz                        63.108   +4%    14  60.944 
EBITDA bereinigt               7.193   +4%    17   6.905 
EBIT bereinigt                 3.967   +5%    17   3.776 
Konzernueberschuss bereinigt   1.796  +10%    19   1.638 
Ergebnis je Aktie bereinigt     0,72  +14%    20    0,63 
Dividende je Aktie              0,49   +4%    19    0,47 
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- alle Angaben in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro

- Bilanzierung nach IFRS

- Quelle Vorjahreszahlen: Angaben des Unternehmens

- Quelle Prognosen: Angaben des Unternehmens, außer Prognosen für 1Q und Gesamtjahresschätzungen für Umsatz, Ergebnis je Aktie und Kursziel von Factset

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com

Mitarbeit: Eric Reinhard

DJG/pso/err/jhe

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May 10, 2021 09:00 ET (13:00 GMT)