PADERBORN (dpa-AFX) - Der Geldautomaten- und Kassensystemhersteller Wincor Nixdorf findet vor der vereinbarten Übernahme durch den US-Konkurrenten Diebold wieder in die Erfolgsspur zurück. Nach einem starken Auftaktquartal erhöhte die im MDax notierte Gesellschaft am Sonntagabend ihre Jahresprognose. Der Umbau des Unternehmens entwickle sich besser als geplant, sagte Vorstandschef Eckard Heidloff. Damit könne Wincor selbstbewusst mit Diebold zusammengehen. Der Kurs der Wincor-Aktien legte zum Handelsauftakt am Montag um 3,9 Prozent zu.

Rechnet man die Kosten für den noch laufenden Konzernumbau heraus, erwarten die Ostwestfalen für das Ende September auslaufende Geschäftsjahr jetzt ein operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) von 160 bis 190 Millionen Euro. Bisher hatte die Zielmarke bei 150 Millionen Euro gelegen. Im vergangenen Jahr kam Wincor auf 102 Millionen Euro. Die bisherige Umsatzprognose für das Geschäftsjahr blieb unverändert: Sie sieht eine "leichte" Steigerung der Erlöse von 2,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr vor.

Im ersten Geschäftsquartal von Oktober bis Ende Dezember kletterte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14 Prozent auf 727 Millionen Euro. Das Ebita vor Kosten für den Konzernumbau stieg demnach um 78 Prozent auf 66 Millionen Euro. Inklusive dieser Sonderkosten betrug das Plus noch 46 Prozent. Unter dem Strich blieben 37 Millionen Euro übrig, 48 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Ein Händler sprach von "exzellenten Zahlen".

"Mit den eingeleiteten Veränderungen haben wir uns aus der Krise herausgearbeitet", erklärte Heidloff. "Wir sehen in dem Zusammengehen mit Diebold, so partnerschaftlich wie wir es vereinbart haben, eine aussichtsreiche globale Perspektive."

In den nächsten Wochen sollen die Wincor-Aktionäre das offizielle Übernahmeangebot der Amerikaner erhalten. Diebold fordert dann eine Zustimmung von gut zwei Drittel der freien Aktionäre. Zudem müssen die Wettbewerbsbehörden in zahlreichen Ländern noch grünes Licht geben. Die Unternehmen hoffen, das Geschäft in der zweiten Jahreshälfte unter Dach und Fach zu bringen.

Im November hatten sich die Spitzen beider Unternehmen nach längeren Verhandlungen auf die Bedingungen für das Geschäft geeinigt. Demnach zahlt Diebold bis zu 1,7 Milliarden Euro für den Kauf, einen Teil davon mit eigenen Aktien. Der tatsächliche Wert des Deals hängt von der Entwicklung der Diebold-Aktie und dem Euro/Dollar-Verhältnis ab.

Die Branche befindet sich im Umbruch. Wincor Nixdorf kämpft seit Jahren mit einer schwachen Nachfrage vor allem nach Geldautomaten. Die Banken halten sich mit Investitionen zurück, und auch aus dem Einzelhandel kommen kaum Impulse. Auch in den Schwellenländern läuft es schleppend. In China beispielsweise führen lokale Anbieter einen aggressiven Preiskampf. Zusammen sehen sich die Nummer zwei und drei der Branche nach dem US-Konzern NCR besser für die Veränderungen gerüstet.

Derzeit erntet Wincor die Früchte des bereits vor dem Diebold-Geschäft eingeleiteten Umbaus, mit dem die Ostwestfalen aus eigener Kraft wieder wettbewerbsfähiger werden wollten. Dazu reduziert das Unternehmen seine Produktionskapazitäten für Geldautomaten und Kassen. Dabei konzentriert sich der Konzern wieder stärker auf seinen europäischen Kernmarkt und bedient die Schwellenländer eher über Partnerschaften mit anderen Unternehmen. Zugleich baut die Gesellschaft ihr Geschäft mit Software und Dienstleistungen stärker aus./enl/stw/stb