FRANKFURT (Dow Jones)--Im Tarifstreit der Gewerkschaft Verdi mit der Deutschen Post haben die Gewerkschaftsmitglieder das von den Arbeitgebern vorgelegte Angebot abgelehnt. In der Urabstimmung votierten 85,9 Prozent der Befragten gegen das Angebot und für einen unbefristeten Streik, wie Verdi mitteilte. Damit wurde das notwendige Quorum von 75 Prozent deutlich übertroffen. Zunächst aber werden die Tarifverhandlungen am morgigen Freitag fortgesetzt.

Der Tarifstreit betrifft das Segment Post & Paket Deutschland. Im Januar und Februar fanden bereits bundesweit punktuelle Warnstreiks statt. Verdi hatte angekündigt, im Falle einer Ablehnung der Post-Offerte "unbefristete Arbeitskampfmaßnahmen" einzuleiten. Der Konzern forderte die Gewerkschaft am Donnerstag zur erneuten Aufnahme der Tarifverhandlungen auf.

"Dieser Forderung kommt Verdi nach", sagte die stellvertretende Gewerkschaftsvorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis laut der Mitteilung. "Die Deutsche Post AG steht jetzt in der Verantwortung, durch eine deutliche materielle Verbesserung des abgelehnten Angebots einen unbefristeten Streik abzuwenden."

Verdi fordert für die 160.000 Tarifbeschäftigten des Logistik-Konzerns unter anderem 15 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit des neuen Tarifvertrags von 12 Monaten und argumentiert mit den hohen Gewinnen des Konzerns sowie den Reallohnverlusten der Beschäftigten infolge der hohen Inflation. Die Deutsche Post hat in der dritten Verhandlungsrunde ein Angebot vorgelegt, das eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro für 2023 und 2024 enthält sowie laut Unternehmen in zwei Schritten eine Steigerung der monatlichen Grundentgelte der Tarifbeschäftigten um durchschnittlich 11,5 Prozent - in der Spitze bis zu 20,3 Prozent.

Das Angebot sei das höchste, das der Konzern je gemacht habe, sagte Konzernchef Frank Appel. Er sehe aktuell "keinen weiteren Spielraum" für ein höheres Angebot von Seiten des Konzerns", sagte er am Donnerstag bei der Vorlage der Geschäftszahlen des DAX-Konzerns für das Jahr 2022. CFO Melanie Kreis zufolge würde die Forderung der Gewerkschaft den Konzern 1 Milliarde Euro pro Jahr mehr kosten.

Personalvorstand und Arbeitsdirektor Thomas Ogilvie bezeichnete das Tarifangebot als "annahmefähige Grundlage für eine Einigung". Streiks seien weder im Interesse der Kunden noch der Beschäftigten.

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March 09, 2023 08:29 ET (13:29 GMT)