--CEO sieht derzeit keinen Spielraum für höheres Angebot durch Konzern

--Forderung der Gewerkschaft würde Konzern 1 Mrd Euro pro Jahr mehr kosten

--CEO: Dividende wird komplett aus Nicht-Deutschland-Geschäft bezahlt

(NEU: Kommentare aus der Pressekonferenz)

Von Ulrike Dauer

BONN (Dow Jones)--Die Deutsche Post sieht sich gut vorbereitet auf einen möglichen unbefristeten Streik der gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter und sieht derzeit auch keine Option für ein höheres Angebot.

Deutsche-Post-Chef Frank Appel sagte am Donnerstag den Investoren und Medien, er sehe "keinen weiteren Spielraum" für ein höheres Angebot von Seiten des Konzerns im Tarifstreit mit der Gewerkschaft Verdi, der das Segment Post & Paket Deutschland betrifft.

Der Konzern könne "keine Dinge tun, die nachhaltig die Division beschädigen", sagte Appel auf der Jahrespressekonferenz des DAX-Konzerns. Zu den Forderungen der Gewerkschaft merkte Appel an, dass die Dividende des Konzerns "komplett aus dem internationalen Geschäft finanziert wird, nicht aus dem Deutschland-Geschäft".

Er wäre "nicht überrascht", wenn die Gewerkschaftsmitglieder sich mehrheitlich gegen das Angebot aussprechen würden, das auf dem Tisch liegt, und "für Streik votieren", sagte Appel zuvor in der Investorenkonferenz, die online übertragen wurde. Der Konzern sei "auf alle Szenarien vorbereitet".

Verdi will am Donnerstag das Ergebnis der Urabstimmung veröffentlichen. Sollten mehr als 75 Prozent der Befragten das Angebot ablehnen, will die Gewerkschaft "unbefristete Arbeitskampfmaßnahmen" einleiten. Im Januar und Februar fanden bereits bundesweit punktuelle Warnstreiks statt.

Verdi fordert für die 160.000 Tarifbeschäftigten des Logistik-Konzerns unter anderem 15 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit des neuen Tarifvertrags von 12 Monaten. Verdi argumentiert mit den hohen Gewinnen des Konzerns sowie den Reallohnverlusten der Beschäftigten infolge der hohen Inflation. Die Deutsche Post hat in der dritten Verhandlungsrunde ein Angebot vorgelegt, das eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro für 2023 und 2024 enthält sowie laut Unternehmen in zwei Schritten eine Steigerung der monatlichen Grundentgelte der Tarifbeschäftigten um durchschnittlich 11,5 Prozent - in der Spitze bis zu 20,3 Prozent.

Das Angebot sei das höchste, das der Konzern je gemacht habe, sagte Appel. CFO Melanie Kreis zufolge würde die Forderung der Gewerkschaft den Konzern 1 Milliarde Euro pro Jahr mehr kosten.

Im Falle eines Streiks durch die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeitenden will der Konzern Vorständin Nikola Hagleitner zufolge keine externen Kräfte oder Leiharbeiter einstellen. Der Konzern sei "sehr gut vorbereitet" auf "nahezu unbefristete Streiks", sagte Hagleitner, die das Segment Post & Paket Deutschland verantwortet, bei der Jahrespressekonferenz. Das habe sich bei den punktuellen Warnstreiks im Januar/Februar gezeigt. Das Segment und der Konzern insgesamt beschäftige "mehrheitlich" Nicht-Mitglieder, sagte Personal-Vorstand Thomas Ogilvie. Ende 2022 hatte Post & Paket Deutschland 192.000 Mitarbeitende bzw 164.000 Vollzeitstellen.

Zu den Kosten, die wegen möglicher Streiks auf den Konzern zukommen könnten, konnte Hagleitner noch keine Angaben machen, der Streik 2015 habe das Unternehmen rund 100 Millionen Euro gekostet. Die mittel- und langfristigen Folgen seien schwer abzuschätzen, da zunächst (nicht bestreikte) Wettbewerber profitieren würden.

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March 09, 2023 07:25 ET (12:25 GMT)