BONN (dpa-AFX) - Der Boom im Paket- und Expressgeschäft hat der Deutschen Post DHL zum Jahresstart kräftigen Schwung gebracht. Gemessen am operativen Gewinn sei dies das beste erste Quartal der Unternehmensgeschichte gewesen, sagte Vorstandschef Frank Appel am Mittwoch bei der Vorlage der Quartalsbilanz in Bonn. Für das laufende Jahr sieht er den Konzern auf Kurs, nach den Problemen im Jahr 2015 wieder deutlich zuzulegen. Das Paketgeschäft will die Post bald auf noch mehr Länder ausweiten. Lichtblicke sieht Finanzchef Larry Rosen auch in der kriselnden Frachtsparte.

Die Post-Aktie reagierte mit einem Kurssprung auf die Nachrichten. Am Vormittag gewann das Papier mehr als 2 Prozent an Wert und war damit Spitzenreiter im Dax .

BESSER ALS VON EXPERTEN ERWARTET

Dass die Post beim Umsatz merkliche Einbußen zu verzeichnen hatte, fiel da nicht weiter ins Gewicht. Wegen ungünstiger Währungskurse, geringerer Einnahmen durch Treibstoffzuschläge und einer geänderten Bilanzierung gingen die Erlöse um sechs Prozent auf 13,9 Milliarden Euro zurück. Doch der operative Gewinn (Ebit) legte um 21 Prozent auf 873 Millionen Euro zu. Unter dem Strich sprang der Überschuss sogar um 29 Prozent auf 639 Millionen Euro nach oben. Außer beim Umsatz schnitt die Post merklich besser ab als von den Experten erwartet.

Für das laufende Jahr sieht Appel den Dax-Konzern voll auf Kurs, wie geplant einen operativen Gewinn von 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro zu erreichen. Analysten gingen zuletzt von knapp 3,5 Milliarden Euro aus. Finanzchef Rosen wollte seine Prognose noch nicht weiter eingrenzen.

AUSBAU DES PAKETNETZES GEHT WEITER

Derweil investiert die Post kräftig in den Ausbau ihres Paketnetzes. Nachdem Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes im März die Ausweitung auf 16 europäische Länder bekanntgegeben hatte, stellte Rosen den baldigen Sprung in weitere Staaten in Aussicht. "Wir werden in den nächsten Monaten, Quartalen und Jahren das Netzwerk ausweiten." Dabei werde die Post wie bereits in Österreich und der Slowakei neue Netze aufbauen, auf Strukturen der DHL-Bereiche aufbauen wie in Polen oder sich mit Partnern zusammenschließen wie schon in Frankreich oder Dänemark.

Im ersten Quartal warfen alle Konzernsegmente im operativen Geschäft mehr Gewinn ab als ein Jahr zuvor. Zugute kam der Post das seit Januar deutlich angehobene Briefporto, aber auch der weiter wachsende Versandhandel über das Internet, der ihr immer mehr Pakete beschert. In Deutschland wuchs die Zahl der beförderten Pakete um 5,5 Prozent auf 288 Millionen Stück, der Umsatz zog mit 6,9 Prozent noch stärker an. Im Geschäft der Sparte DHL Express legte die Zahl der zeitkritischen internationalen Sendungen (TDI) um fast acht Prozent auf 764 000 Stück pro Tag zu.

VERBESSERUNGEN BEI FRACHT

Die zuletzt gebeutelte DHL-Frachtsparte und die Lieferkettenlogistik konnten ihre Ergebnisse trotz deutlich rückläufiger Umsätze kräftig steigern. Allerdings hatte die Frachtsparte ein Jahr zuvor hohe Kosten für Umstrukturierungen verbucht. Finanzchef Rosen erwartet, dass der Bereich sein operatives Ergebnis im Gesamtjahr deutlich steigern kann. "Wir sehen schon die ersten Früchte", sagte er mit Blick auf die eingeleiteten Sanierungsschritte, räumte aber mit Blick auf das Ergebnis ein: "Es ist noch nicht da, wo es sein sollte." 2015 hatte die gescheiterte Einführung eines neuen, weltweiten Fracht-Computersystems die Post gezwungen, ihr Gewinnziel zu kappen.

In der Lieferkettenlogistik konnte die Post ihren operativen Gewinn fast verdoppeln. Grund dafür war der Verkauf der Beteiligung am Londoner Immobilienprojekt King's Cross. Der Gewinn daraus glich millionenschwere Umstrukturierungskosten in der Sparte mehr als aus./stw/nmu/stb