--Tarifverhandlungen belasteten P & P Deutschland in 1Q

--Stärkstes Umsatzminus im Frachtgeschäft

--Post & Paket Deutschland mit stärkstem EBIT-Minus

(NEU: Details, Kontext)

Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Post hat im ersten Quartal rückläufige Umsätze und deutliche Gewinnrückgänge verzeichnet, dabei aber die Konsenserwartungen übertroffen. Die Rückgänge fielen beim Umsatz am stärksten im Frachtgeschäft Global Forwarding, Freight (GFF) aus, beim operativen Gewinn (EBIT) am stärksten im deutschen Brief- und Paketsegment. Hier belasteten die Tarifverhandlungen, drohende Streikausweitungen schmälerten den Umsatz, höhere Personalkosten das EBIT.

Für die Prognose im Gesamtjahr sowie für 2025, die seit Anfang März besteht, sieht sich der Bonner DAX-Konzern auf Kurs. Diese sieht für 2023 einen Rückgang beim operativen Gewinn (EBIT) auf 6 bis 7 Milliarden Euro (von 8,436 Milliarden Euro 2022) sowie beim Free Cashflow auf 3 Milliarden Euro (2022: 4,6 Milliarden Euro) vor.

Im Auftaktquartal sank der Umsatz um gut 7 Prozent auf 20,9 Milliarden Euro. Das EBIT betrug rund 1,64 Milliarden Euro, ein Minus von 24 Prozent zum Vorjahreswert von rund 2,2 Milliarden. Nach Steuern und Dritten gab der Gewinn um knapp 33 Prozent nach auf 911 Millionen Euro, im Vorjahr hatte er bei rund 1,4 Milliarden Euro gelegen.


   Post spürt Normalisierung der Frachtraten 

Das Umsatzminus im Frachtsegment Global Forwarding, Freight (GFF) betrug 26 Prozent, das auch den zweitstärksten Gewinnrückgang verzeichnete, minus 35 Prozent. Die EBIT-Marge verschlechterte sich auf 7,1 Prozent von 8,2 Prozent. Diese Entwicklung war im Zusammenhang mit rückläufigen Transportmengen bei "Normalisierung" der Frachtraten erwartet worden.

GFF ist das zweitgrößte Segment nach Umsatz und EBIT, die Speditionsleistungen für Luftfracht, Seefracht und Landtransport auf Schiene und Straße werden überwiegend eingekauft. Laut Mitteilung waren bei der Luftfracht vor allem die Transportmengen auf den Handelsrouten zwischen Asien und den USA sowie zwischen Asien und Europa rückläufig. Bei der Seefracht waren besonders die Handelsrouten von China betroffen.

Bei den Gewinnen verzeichneten aber auch die Segmente Post & Paket Deutschland, eCommerce Solutions (das internationale Paket- und E-Commerce-Geschäft) sowie Express Rückgänge. Bei Post & Paket Deutschland fiel der EBIT-Rückgang mit gut 61 Prozent am stärksten aus, bei eCommerce Solutions betrug er immerhin noch 21 Prozent. Insgesamt trafen niedrigere Transportmengen auf teilweise höhere operative Kosten, die nicht überall durch Preissteigerungen abgefedert werden konnten.

Bei Post & Paket Deutschland kam hinzu, dass im Zusammenhang mit den Tarifverhandlungen zum einen die Umsätze im Briefgeschäft sanken. Die Tarifverhandlungen zogen sich bis Anfang März hin und waren begleitet von Warnstreiks und einer möglichen Eskalation zu bundesweiten unbefristeten Streiks. Das EBIT wurde dadurch belastet, dass inflationsbedingt die Materialkosten stiegen. Aber laut Unternehmen spiegeln die Ergebnisse auch die Belastungen durch die Tarifvereinbarungen sowie "überdurchschnittliche Personalkosten zur Vermeidung von Streikrisiken" wider. Die EBIT-Marge verschlechterte sich deutlich, auf 3,3 Prozent von 8,4 Prozent im Vorjahresquartal.


   Supply Chain wächst und bremst Gewinnrückgang - Umsatzplus auch bei eCommerce Solutions 

Entgegen dem Trend steigerte das Segment Supply Chain - also Lager- und Transportleistungen entlang der Lieferketten - sowohl den Umsatz im Quartal als auch das EBIT, das auf Vorjahresniveau erwartet worden war. Das nach Umsatz viertgrößte Segment legte beim Umsatz knapp 8 Prozent zu auf 4,1 Milliarden Euro, das EBIT stieg um knapp 11 Prozent auf 227 Millionen Euro. Der Umsatz profitierte den Angaben zufolge von Neugeschäft, Vertragsverlängerungen sowie dem wachsenden E-Commerce-Geschäft, das EBIT auch von Produktivitätssteigerungen durch Digitalisierung und Standardisierung des Geschäfts. Die EBIT-Marge verbesserte sich leicht auf 5,5 Prozent von 5,4 im Vorjahr.

Auch das Segment eCommerce Solutions - das internationale Paket- und E-Commerce-Geschäft - wuchs im Quartal weiter - um gut 4 Prozent.

Die Ergebnisse werden erstmals von Tobias Meyer präsentiert, der nach der Hauptversammlung am Donnerstag den CEO-Posten von Frank Appel übernimmt.

"Deutsche Post DHL Group hat sich auch im ersten Quartal 2023 planmäßig entwickelt. Wir haben mit der nachlassenden globalen Wachstumsdynamik frühzeitig gerechnet und konnten effizient reagieren. Unsere Maßnahmen greifen und wir haben ein weiterhin hohes Umsatz- und Ergebnisniveau erzielt", sagte Meyer. Der Konzern bestätige seine "Prognose daher vollumfänglich".

Die Prognose für 2025, die der Konzern ebenfalls Anfang März herausgab, bestätigte das Logistikunternehmen. 2025 soll das EBIT 8,0 Milliarden übertreffen, im Zeitraum 2023-25 kumuliert die Investitionen bei 10 bis 12 Milliarden Euro liegen, der Free Cashflow bei 9 bis 11 Milliarden.

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

DJG/uxd/kla

(END) Dow Jones Newswires

May 03, 2023 02:47 ET (06:47 GMT)