(Neu: Verdi-Urabstimmung im letzten Absatz, vorbörsliche Kursentwicklung gestrichen)

BONN (dpa-AFX) - Die Deutsche Post hat erneut ein Rekordjahr hinter sich. Dank des Auslandsgeschäfts konnte im vergangenen Jahr das vom Management prognostizierte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 8,4 Milliarden Euro erreicht und damit das Vorjahresergebnis um knapp 6 Prozent übertroffen werden, wie die Post am Donnerstag in Bonn mitteilte. Vor diesem Hintergrund erhöht der Konzern die Dividende und weitet sein Aktienrückkauf-Programm aus. In diesem Jahr dürfte sich die Geschäftsdynamik nun zunächst abschwächen - wie sehr, das macht das Management abhängig von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Mittelfristig will der Dax-Konzern zwar wieder an das Rekordniveau von 2022 heranrücken, wenngleich das länger dauern dürfte als bislang geplant. Die Aktie fiel kurz nach dem Handelsstart um rund eineinhalb Prozent.

Bis Mitte des Jahrzehnts soll das operative Ergebnis des Konzerns bei über 8 Milliarden Euro liegen. Damit verschiebt sich die Erholung der Geschäfte nach einem erwarteten Knick in den kommenden Monaten weiter in die Zukunft. Bislang war das Management nämlich davon ausgegangen, bereits 2024 operativ über 8,5 Milliarden Euro zu verdienen. Analysten waren diesbezüglich bereits im Vorfeld skeptisch gewesen und kritisierten nun den Ausblick.

Die Prognose sei wenig ermutigend, schrieb Bernstein-Analyst Alex Irving. Er vermutet, dass das Ausmaß der angepassten Mittelfristziele am Vertrauen der Anleger zehren dürfte. Die um 5 Cent auf 1,85 Euro erhöhte Dividende konnte die Anleger mitsamt den erhöhten Aktienrückkäufen nicht milde stimmen. Bis Ende 2024 will die Post nun Papiere im Wert von 3 Milliarden Euro zurückkaufen und damit 50 Prozent mehr als zuvor veranschlagt.

Die Post hat in den vergangenen Jahren vor allem von den hohen Luft- und See-Frachtraten profitiert, zudem hat der wegen der Pandemie boomende Online-Handel die Geschäfte des Logistikkonzerns auch auf dem Landweg beflügelt. Dieses Jahr dürften sich die Geschäfte aber abkühlen.

Das operative Ergebnis soll 2023 zwischen 6 und 7 Milliarden Euro liegen, je nachdem, ob und wie schnell sich die Konjunktur erholt. Der ungünstige Fall tritt demnach bei einer ausbleibenden nennenswerten Erholung der Weltwirtschaft ein. Das obere Ende der Spanne will die Post erreichen, wenn sich die Weltwirtschaft zur Jahresmitte berappelt. Wenn die Erholung erst zum Jahresende hin einsetzt, liegt die Erwartung in der Mitte der Spanne.

Zur Bestmarke beim operativen Gewinn verhalfen dem Konzern 2022 die internationalen DHL-Divisionen. Darunter fallen das Express-Geschäft mit zeitkritischen Sendungen (DHL Express), die internationale Luft- und Seefracht und das europäische Speditionsgeschäft auf dem Land (DHL Global Forwarding, Freight). Die angebotene Produkte für Transport-Logistik und Lieferketten wie Lagerlösungen (DHL Supply Chain) sowie das Paketgeschäft außerhalb Deutschlands, insbesondere für den Online-Handel (E-Commerce Solutions), gehören ebenfalls dazu.

Das operative Ergebnis dieser Segmente stieg um knapp 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 7,6 Milliarden Euro und schnitt damit auch etwas besser ab als vom Vorstand um Noch-Chef Frank Appel erwartet. In ihrem Stammgeschäft schnitt die Post hingegen schlechter ab. Beim Brief- und Paketversand im Inland sank der Betriebsgewinn um über 27 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro. Gerechnet hatte das Unternehmen mit 1,35 Milliarden Euro. Dies lag neben den gesunkenen Briefmengen auch an gestiegenen Kosten, die die Post nicht an die Kunden weitergeben konnte.

Das Geschäft im Heimatmarkt rückt am Donnerstag auch wegen möglicher weiterer Streiks in den Blick. Denn die Gewerkschaft Verdi will im Tagesverlauf das Ergebnis ihrer Urabstimmung bei dem Bonner Logistiker bekannt geben - und könnte danach einen unbefristeten Streik ausrufen, falls drei Viertel der befragten Post-Beschäftigten das Tarifangebot ihres Arbeitgebers abgelehnt haben./lew/men/mis