Düsseldorf (Reuters) - Der Logistik-Riese DHL muss nach den Rekordjahren durch den Boom in der Corona-Krise deutliche Rückgänge bei Umsatz und Gewinn verkraften.

Die Aktionäre umgarnt der neue DHL-Chef Tobias Meyer trotzdem: Die Dividende für 2023 will er stabil bei 1,85 Euro je Aktie halten. Zudem soll das laufende Aktienrückkaufprogramm verlängert und um eine Milliarde Euro aufgestockt werden. Für 2024 erwartet Meyer, dass dem Konzern "große Unsicherheitsfaktoren wie die Volatilität in der Nachfrage und geopolitische Krisen erhalten bleiben". Der operative Gewinn (Ebit) wird zwischen 6,0 und 6,6 Milliarden Euro erwartet - und könnte damit im schlechtesten Fall unter dem des Vorjahres liegen. Die Bahn-Tochter DB Schenker will Meyer zudem nicht übernehmen.

Die seit vergangenem Jahr unter dem Namen DHL firmierende Deutsche Post verbuchte 2023 bei einem Umsatzrückgang auf 81,8 (Vorjahr: 94,4) Milliarden Euro einen Einbruch des Ebit auf 6,3 (8,4) Milliarden Euro, teilte der Konzern am Mittwoch in Bonn mit. Vor allem im internationalen Frachtgeschäft und im Brief- und Paketgeschäft in Deutschland musste der Konzern beim operativen Gewinn Federn lassen - bei beiden Sparten überstieg der Rückgang die Marke von 30 Prozent. Im laufenden Jahr kann DHL wohl zunächst keinen konjunkturellen Rückenwind erwarten: "Der Welthandel aber auch die Wirtschaft in Deutschland entwickeln sich weiter schwach", beklagte Meyer. DHL erwarte "nicht, dass die globale Nachfrage in der ersten Jahreshälfte schnell anzieht". Doch bewege sich der Konzern mit der Prognose für 2024 "deutlich über den Werten des Vor-Pandemie-Jahres 2019". Mittelfristig soll es mit dem operativen Gewinn wieder bergauf gehen: Für 2026 rechnet DHL nun mit einem Ebit zwischen 7,5 und 8,5 Milliarden Euro.

DHL steht mit der Entwicklung in der Branche nicht allein. Gegenüber den Corona-Jahren mit dem Boom im Online-Handel deutlich gesunkene Frachtraten und der lahmende Welthandel setzen den Unternehmen zu. Auch müssen sie die Folgen der Angriffe der Huthi auf Handelsschiffe im Roten Meer verkraften.

DHL-Konkurrent UPS hatte nach Rückgängen bei Umsatz und Gewinn den Rotstift angesetzt und den Abbau von 12.000 Stellen angekündigt. Auch Kühne+Nagel will Arbeitsplätze streichen. Auch der Konzern mit Sitz in der Schweiz verbuchte deutliche Rückgänge, die Dividende für 2023 wurde sogar gekürzt. FedEx hatte seinen Ausblick 2023 zusammengestrichen und angekündigt, der Konzern erwartet einen Umsatzrückgang.

Auch im Brief-Geschäft im Heimatmarkt stehen für die Deutsche Post Veränderungen an. Die Bundesregierung hat eine Reform des Postgesetzes auf den Weg gebracht - mit deutlichen Änderungen für den Konzern. Die Deutsche Post soll mehr Zeit für die Zustellung von Briefen erhalten, zugleich sollen diese die Verbraucher aber zuverlässiger erreichen. Gleichzeitig will die Regierung für mehr Wettbewerb auf dem Markt sorgen und der Bundesnetzagentur mehr Kompetenzen einräumen.

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)