FRANKFURT (dpa-AFX) - Die erneut misslungene Übernahme des Wettbewerbers Deutsche Wohnen hat die jüngste Erholung der Vonovia-Aktien erst einmal beendet. Die Anleger der Deutschen Wohnen aber reagierten am Montag recht gelassen. Das Scheitern des Deals hatte sich schon am Freitag abgezeichnet, doch bereits zum Wochenschluss hatten die Aktien von Deutsche Wohnen zwischenzeitliche Verluste von rund drei Prozent schnell weggesteckt und sogar moderat im Plus geschlossen. Einige Investoren scheinen auf eine neue, höhere Offerte zu hoffen.

Am Montag kurz nach Börseneröffnung nun wurde das Scheitern der Übernahme offiziell bekanntgegeben. Vonovia verpasste die Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent der Deutsche-Wohnen-Anteile. Bereits am Freitag hatte Deutschlands größter Wohnungskonzern mitgeteilt, dass sie voraussichtlich nicht erreicht werden wird.

Die Laune der Deutsche-Wohnen-Aktionäre trübte das nur kurz. Vielmehr arbeiteten sich die Papiere immer weiter ins Plus vor und notierten zuletzt an der Spitze des schwächelnden deutschen Leitindex Dax gut ein Prozent im Plus.

Enttäuscht hingegen reagierten die Anleger von Vonovia: Nachdem die Anteilsscheine bereits am Freitag fast drei Prozent verloren hatten, büßten sie nun am Dax-Ende mehr als drei Prozent ein.

Ende Mai hatte Vonovia den Anlegern der Deutsche Wohnen insgesamt 53,03 Euro je Aktie geboten, was deutlich über dem damaligen Kursniveau von rund 45 Euro lag. 52 Euro sollten davon als Barabfindung fließen, der Rest war die inzwischen ausgeschüttete Dividende von Deutsche Wohnen. 53,03 Euro - so teuer waren die Papiere zuletzt im Februar 2007 gewesen. Das Rekordhoch vom Mai 2006 liegt bei knapp 62 Euro.

Vonovia-Konzernchef Rolf Buch erklärte das Scheitern mit der Aktionärsstruktur der Deutschen Wohnen: So hätten Indexfonds, die zum Beispiel den Dax nachbilden, noch nicht ihre Anteile übertragen können. Die restlichen 30 Prozent der Anteile seien auf Hedgefonds entfallen, die auf ein höheres Angebot gehofft hätten. "Den Marktteilnehmern ist bewusst, dass sie den Deal über die Schwelle hieven müssen, damit er weiter läuft. Aber jeder will möglichst wenig dazu beitragen in der Hoffnung, dass er für die nicht angedienten Aktien mehr bekommt. Da hat sich offenbar jemand verrechnet."

Der erste Übernahmeversuch von Deutsche Wohnen durch Vonovia war 2016 unter anderem am Widerstand der Deutsche-Wohnen-Führung und einem zu geringem Interesse der Aktionäre gescheitert. Der Übernahmekandidat hatte die Offerte als feindlich bezeichnet und als nicht im besten Interesse seiner Investoren.

"Das Verfehlen der Mindestannahmequote von 50 Prozent stellt eine echte Überraschung dar - insbesondere vor dem Hintergrund, dass Vorstand und Aufsichtsrat die Übernahme voll unterstützt und ihren Aktionären die Annahme des Angebots ausdrücklich empfohlen hatten", schrieb nun Analyst Karsten Oblinger von der DZ Bank. Ob es einen neuen Anlauf seitens Vonovia geben wird, sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt völlig unklar. Das Unternehmen habe sich drei Optionen für die Zukunft offengelassen, "wie zum Beispiel einen Verkauf der derzeit von Vonovia gehaltenen Aktien an der Deutsche Wohnen, ein erneutes öffentliches Angebot oder den Erwerb weiterer Aktien".

Der Experte Kai Klose von der Privatbank Berenberg empfahl die Deutsche-Wohnen-Aktien zum Kauf. Solange die Nachfrage nach Wohnungen in Ballungsräumen hoch bleibe, habe das Unternehmen gute Perspektiven. Deutsche Wohnen selber überzeuge auch Dank des Fokus auf Berlin, Dresden/Leipzig und Frankfurt mit hoher Effizienz.

Während sich die Papiere der Deutsche Wohnen seit dem Übernahmeangebot Ende Mai letztlich kaum bewegt haben, verlief die Kursentwicklung bei den Anteilsscheinen von Vonovia in diesem Zeitraum deutlich schwungvoller. Die Aktien waren zunächst auf ein Einjahrestief abgerutscht, bevor sie sich dann in den nächsten Wochen deutlich erholten und um mehr als zehn Euro anzogen. Die jüngsten Kursverluste aber warfen die Anteilsscheine wieder etwas zurück.

In puncto Marktkapitalisierung reichen die beiden im Dax notierten Wohnungskonzerne derweil nicht an die Index-Schwergewichte heran. Vonovia etwa belegt mit rund 32 Milliarden Euro einen Platz im Mittelfeld, während Deutsche Wohnen lediglich knapp 19 Milliarden Euro auf die Waage bringt./la/ag/mis