Berlin (awp/sda/reu) - Die Deutsche Bank wird nach Worten von Vorstandschef John Cryan im Zuge des Brexits weniger Mitarbeiter von London nach Frankfurt holen als angenommen. "Die in den Medien immer wieder genannte Zahl von 4000 ist viel zu hoch", sagte der Manager der "Neuen Zürcher Zeitung" vom Samstag.

Sicher werde das Buchungszentrum umziehen, was aber weniger Stellen seien als viele annähmen. Man werde zunächst wohl einige Hundert Jobs in Frankfurt schaffen - aber nicht nur dort. "Ein italienischer Mitarbeiter wechselt vielleicht lieber von London nach Mailand, um sich von dort aus um italienische Kunden zu kümmern", sagte Cryan. So unterstütze Italien die Zuzügler durch günstige steuerliche Rahmenbedingungen.

Die Deutsche Bank hat in London 8600 Mitarbeiter. Früheren Angaben von Vorstandsmitglied Sylvie Matherat zufolge könnten rund 4000 Stellen in der britischen Hauptstadt wegfallen. Auch andere Geldhäuser wollen wegen des Brexits Stellen verlagern. Hintergrund ist, dass das Königreich voraussichtlich nicht mehr Teil des europäischen Binnenmarktes sein wird.

Daneben kündigte der Konzernchef an, trotz eines erneuten Verlustes wieder Boni zu zahlen. "Wir haben gesagt, dass wir für 2017 zum normalen System der variablen Vergütung zurückkehren wollen. Das gilt", sagte Cryan. Dies sei eine gute Investition, um gute Leute zu halten und neue zu gewinnen.

Deutschlands grösstes Kreditinstitut hatte Anfang des Monats angekündigt, für das Jahr 2017 wegen der US-Steuerreform keinen Gewinn zu schreiben. Erwartet wird ein geringer Verlust.