Der amerikanische Kabelbetreiber, kontrolliert vom berühmten John Malone, liefert ein neues eindrucksvolles Beispiel. Noch vor einigen Jahren priesen Analysten die Vorteile einer Investition in Charter an und verwiesen auf die unwiderstehliche "Malone-Methode": massive Aktienrückkäufe, finanziert durch günstige Schulden.

Nur: Erstens sind die Kapitalkosten im Zuge der Leitzinserhöhungen innerhalb weniger Wochen um das Dreifache gestiegen; zweitens ist die Methode nur dann nachhaltig, wenn das zugrundeliegende Geschäft weiter wächst.

Genau das Gegenteil wird hier befürchtet, da der Betriebsgewinn seit drei Jahren stagniert. Obwohl Charter immer noch über eine einzigartige und nicht replizierbare Infrastruktur verfügt, spürt es den vollen Wettbewerbsdruck der von Mobilfunkbetreibern installierten Glasfaser. Ganz zu schweigen von 5G, das aufgrund der vielen Ankündigungen bald mit einem unwiderstehlichen Wertangebot auf den Markt kommen dürfte.

Der Aktienkurs von Charter steht heute genau dort, wo er vor sechs Jahren stand. In der Zwischenzeit hat der Konzern 62 Mrd. USD für Aktienrückkäufe ausgegeben, die zur Hälfte durch zusätzliche Verschuldung finanziert wurden. Der Betriebsgewinn konnte sich in diesem Zeitraum zwar verdreifachen, aber die Zinsbelastung ist auf dem besten Weg, einen ähnlichen Verlauf zu nehmen.

Der finanzielle Hebel wurde beim 4,5-fachen des EBITDA gehalten. Ist dieses Modell tragbar, wenn die Wachstumsaussichten schwinden, die Kapitalkosten explodieren und eine starke Inflation bei den Investitionsausgaben weiterhin vorherrscht? Diese Frage verdient es, gestellt zu werden, wie der jüngste Kursrückgang zeigt.

Charter erzielte in den letzten drei Jahren einen durchschnittlichen jährlichen Cash-Gewinn - oder "Free Cash-Flow" - von 7 Milliarden US-Dollar. Der aktuelle Unternehmenswert - Marktkapitalisierung plus Nettoverschuldung - entspricht immer noch dem 22-fachen dieses Gewinns. Das könnte ein hoher Preis sein, um mit dem Feuer zu spielen.