FRANKFURT (dpa-AFX) - Strafzoll-Drohungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump haben am Montagmorgen bei den Anlegern der deutschen Autobauer für Unmut gesorgt. Die im Dax notierten Hersteller BMW , Daimler und Volkswagen sackten zuletzt zwischen 1,43 und 1,74 Prozent ab und zählten damit zu den schwächsten Papieren in dem Leitindex , der zeitgleich um ein gutes halbes Prozent nachgab.

Börsianern zufolge belastet ein Interview von Trump in der "Bild"-Zeitung und der Londoner "Times". Darin hatte der Republikaner mit hohen Strafzöllen auf Fahrzeuge für den US-Markt gedroht, die nicht in den Vereinigten Staaten produziert werden.

Damit könnten auch deutschen Autobauern unter Trump in den USA harte Zeiten bevorstehen. Trump sagte: "Sie können Autos für die USA bauen, aber sie werden für jedes Auto, das in die USA kommt, 35 Prozent Steuern zahlen." Dem Hersteller BMW, der 2019 eine Fabrik in Mexiko eröffnen will, legte er nahe, die Fabrik in den USA zu bauen.

NICHT NUR DEUTSCHE AUTOBAUER BETROFFEN

Nachdem Trump ja schon vorab erste verbale Signale einer strengeren Regulierung der US-Importe gegen China gerichtet habe, sei Deutschland als weiteres Ziel nur eine Frage der Zeit gewesen, sagte Händler Andeas Lipkow. "Die USA sind schließlich eines der wichtigsten Exportländer für die deutsche Wirtschaft."

Auch Händler Markus Huber vom Broker City of London Markets sieht in Trumps Drohung keine besonders große Überraschung. Trump habe bereits ähnliche Drohungen gegen andere Autobauer ausgesprochen. Ebenso passe dies zusammen mit seinen Verlautbarungen im Wahlkampf. "Keine Frage - die angedrohten Strafzölle auf Autos, die in Mexiko und nicht in den USA gebaut werden, ist negativ. Jedoch kann man schon davon ausgehen, dass die Autobauer zunächst einmal mit dem neuen US-Präsidenten in Verhandlungen treten werden", so Hubers Einschätzung. Er geht daher nicht davon aus, dass Strafzölle sofort implementiert werden. Und es sei auch unklar, ob sie überhaupt am Ende so hoch ausfallen werden, wie derzeit spekuliert werde.

MEXIKO IST AUTOLAND FÜR ALLE

Der Münchener BMW-Konzern zeigte sich denn auch unbeeindruckt von der Kritik Trumps und hält an seinen Plänen für ein Werk in Mexiko fest. "Die BMW Group ist in den USA zuhause", erklärte der Autobauer. In dem Werk im mexikanischen San Luis Potosí werde von 2019 an die 3er Limousine gebaut. "Die Produktion ist für den Weltmarkt bestimmt. Somit wird das Werk in Mexiko die bisherigen 3er-Produktionsstätten in Deutschland und China ergänzen", hieß es von den Bayern.

Experte Huber wies zudem darauf hin, dass fast jeder große Autobauer einen Teil seiner Autoproduktion für den amerikanischen Markt in Mexiko angesiedelt habe und somit die Hersteller in einem Boot säßen. "Trump möchte aber die Eröffnung neuer Fertigungsstellen in den USA und nicht woanders", so Huber, der darin auch eine Chance für einen Kompromiss sieht. So könnten höhere Investitionen der Autobauer in den USA mit geringeren Strafzöllen belohnt werden.

Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, sieht Trump insgesamt am längeren Hebel. "Die künftige Politik der deutschen Auto-Industrie wird sich gefügig zeigen. Sie wird mehr in den USA produzieren." Damit könne Trump sein zentrales Wahlversprechen, mehr Arbeitsplätze zu schaffen, erfüllen. Gleichzeitig entgingen BMW, Daimler & Co dem Handelsbann. "Das Ganze erinnert an das Römische Reich und Caesar. Man schmeichelt ihm, damit es einem selbst gut geht", bemühte Halver die Historie.

BERG- UND TALFAHRT IM AUTOSEKTOR

Die Kursentwicklung des europäischen Autosektors war im vergangenen Jahr durchwachsen. Eine Bilderbuch-Rally im Dezember und anschließende Gewinne an den ersten Tagen des Jahres 2017 machten die teils hohen Schwankungen aber vergessen. Jüngst steht der Sektor aber wieder verstärkt unter Druck. Die Gründe sind neben den Drohungen Trumps vor allem Vermutungen der USA wegen möglichen Abgasbetrugs beim Autobauer Fiat Chrysler (FCA) . Die Kursgewinne im Sektor seit dem Jahresanfang sind inzwischen wieder so gut wie dahin. In der europäischen Stoxx-600-Branchenübersicht war der Autosektor am Montag mit einem Abschlag von mehr als eineinhalb Prozent der bislang schwächste./ajx/la/stb