FRANKFURT (Dow Jones)--Bayer verstärkt seine Wette auf den neuen Markt der computergestützten Auswertung von radiologischen Daten. Nach einem erfolgversprechenden Start seiner Plattform Calantic kauft der Pharma- und Agrarchemiekonzern jetzt für einen nicht genannten Preis das britische Start-up Blackford Analysis, das die dahinter liegende Plattformtechnologie für Bayer entwickelt hat.

Gerd Krüger, der Leiter des globalen Radiologie-Geschäfts von Bayer, sieht in der automatisierten Auswertung großer Datenmengen aus bildgebenden Verfahren wie CT und MRT mit Hilfe künstlicher Intelligenz das größte Wachstumspotenzial für seinen Geschäftsbereich. "Digitalisierung und Lösungen auf Basis der künstlichen Intelligenz sind die am stärksten wachsenden Elemente des Radiologie-Marktes", sagte er im Interview mit Dow Jones Newswires.

Jetzt komme der Markt richtig in Schwung, so Krüger. Bayer sei aber kein Tech-Unternehmen. Das ändere sich mit dem Kauf von Blackford. Deren Plattform will Bayer nutzen, um sich schneller in dem Feld etablieren können als andere mächtige Player. Derzeit gebe es hier noch viele kleine Anbieter. "Wir glauben, dass es am Ende möglicherweise drei bis vier große Anbieter im Bereich der Plattformen geben wird, und davon wollen wir einer sein", sagt Krüger.

Bayer ist in der Radiologie vor allem für Kontrastmittel sowie Injektoren bekannt. 2021 wurden damit rund 1,8 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Bis zum Ende des Jahrzehnts will der Konzern jährlich mehr als 5 Prozent wachsen und damit stärker als der Markt. KI-Anwendungen gelten dabei als Wachstumstreiber: Bis 2026 erwartet Krüger zwischen 25 und 30 Prozent Zuwachs jährlich.

Um hier zum Zug zu kommen, wurde im Sommer die KI-Plattform Calantic gestartet. Sie soll Ärzte vor allem bei schnellen und präzisen Diagnosen auf Basis der Bilder und bei den Therapieoptionen helfen. Zwar wird es noch ein oder zwei Jahre dauern, bis Bayer hier nennenswert Umsätze macht. "Wir hätten Blackford nicht gekauft, wenn wir nicht gesehen hätten, dass Calantic so erfolgreich aufgenommen wird", sagt Krüger. Auch als Nicht-Technologie-Firma habe Bayer "sehr gutes Feedback gesehen".

Blackford, eine Ausgründung der Universität Oxford mit 85 Mitarbeitern, ist vor allem wegen ihrer Expertise bei der Effizienz der Abläufe in der Radiologie interessant. Während Bayer durch sein Pharmageschäft viel Wissen über Krankheiten und ihre Behandlung mitbringt, rücken der finanzielle Druck im Gesundheitswesen und die wachsende Zahl bildgebender Untersuchungen vor allem die Effizienz in den Vordergrund. Bayer rechnet damit, dass die großen Gerätehersteller wie GE, Siemens und Philips hier mit KI in den Ring steigen. Der Vorteil von Bayer könnte es dann sein, als "vendor neutral" wahrgenommen zu werden, so Krüger.

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January 18, 2023 02:43 ET (07:43 GMT)