Zürich (awp) - Die Ablösung des Referenzzinssatzes Libor durch den Saron in der Schweiz nimmt Fahrt auf: Die Basler Kantonalbank und die Entris Banking AG haben nach eigenen Angaben das erste auf dem Saron basierende Interbankengeschäft abgeschlossen.

Das Geldmarktgeschäft, das die beiden Banken am Montag abschlossen, belief sich auf über 100 Millionen Franken, wie aus einer gemeinsamen Mitteilung hervorging.

Der Saron soll den Libor ablösen, der bisher für zahlreiche Finanzprodukte - darunter Interbankengeschäfte und Hypotheken - massgebend war. Beim Libor melden ausgewählte Banken die Zinssätze, zu denen sie sich gegenseitig unbesicherte Geldmarktkredite gewähren würden, nach London. Weil die Datenbasis für den Libor inzwischen zu dürftig ist, soll dieser jedoch per Ende 2021 auslaufen.

In der Schweiz kümmert sich die "Nationale Arbeitsgruppe für Referenzzinssätze in Franken" um die Ablösung. Sie hat den Saron als Nachfolge auserkoren. Dieser wird täglich auf Basis abgeschlossener Transaktionen und Kursen im Schweizer Geldmarkt berechnet und von der Schweizer Börse SIX administriert.

Paradigmenwechsel

Aus den täglichen Zinssätzen wird unter dem Namen Saron Compound durch Aufzinsung ein Satz über eine relevante Zinsperiode errechnet. Die Arbeitsgruppe hat sieben Varianten für die Verwendung des Saron Compound in Kreditprodukten präsentiert.

Die BKB und Entris haben für ihr Geschäft diejenige Variante gewählt, bei der der Zinssatz beziehungsweise die Höhe der am Ende der Zinsperiode zu leistenden Zinszahlung erst am Vortag der Fälligkeit bekannt ist. Der Zinssatz setzt sich aus dem Saron Compound und einer fixen Marge zusammen. Dabei handle es sich um einen Paradigmenwechsel zu den bisherigen Libor-Kreditprodukten, schrieben die Banken. Denn bei diesen sei der Zinssatz bereits am Anfang der Zinsperiode bekannt.

Ebenfalls am Montag hatte die Glarner Kantonalbank gemeldet, dass sie als erste Bank die Rollover-Hypothek auf Basis des neuen Referenzzinssatzes Saron als Standardprodukt anbietet. Erst noch im Dezember hatte SNB-Direktoriumsmitglied Andrea Maechler die Marktteilnehmer gedrängt, den Saron konsequenter zu verwenden und die Umstellungsarbeiten voranzutreiben.

tt/rw