FRANKFURT (Dow Jones)--Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE), Michael Vassiliadis, hat sich kritisch zur Chinapolitik von BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller geäußert. BASF mache sich in der deutschen Industrie öffentlich zum "Frontrunner" für eine Fortsetzung der bisherigen Chinastrategie, sagte Vassiliadis dem Nachrichtenmagazin Spiegel.

"Ich warne davor, alles auf eine Karte zu setzen und die geopolitischen Risiken zu unterschätzen", sagte Vassiliadis, der auch Aufsichtsrat bei dem Chemieriesen ist. "Wenn Herr Brudermüller die Expansionspläne für China noch weiter antreiben und zugleich für die Standorte in Europa keine strategische Perspektive aufzeigen würde, wäre das nicht akzeptabel."

BASF hatte kürzlich angekündigt, angesichts des strukturell schwachen Wachstums an den europäischen BASF-Standorten 500 Millionen Euro einsparen zu wollen. Am Mittwoch bekräftigte der Konzernchef dann die geplanten Investitionen von 10 Milliarden Euro in einen neuen Verbundstandort in China, um den Umsatz dort massiv zu steigern. Die aktuelle Debatte über eine womöglich zu starke Abhängigkeit Deutschlands von China konterte Brudermüller mit der Warnung vor einem allgemeinen China-Bashing.

Vassiliadis sagte, er erwarte, dass der Vorstand Lösungen erarbeitet, die über den reinen Abbau von Personal in Europa hinausgehen und Zukunft gestalten. "Wenn BASF Europa verliert, kann das den Konzern umbringen." Die Großinvestition in der Volksrepublik bezeichnete der Gewerkschafter als eine "Wette darauf, dass das Wachstum in China sich wie ein Naturgesetz auf lange Zeit linear fortsetzt". Das sei aber keineswegs sicher. Mehrere stabile Standbeine seien für einen Konzern wie BASF wichtig. "Wir müssen uns fragen, ob es in der aktuellen Situation klug wäre, wenn man nur eine China-Wachstumsstrategie hätte."

Brudermüller gehört der Wirtschaftsdelegation an, die Bundeskanzler Olaf Scholz in der nächsten Woche auf seiner Chinareise begleitet.

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October 28, 2022 07:00 ET (11:00 GMT)