Basel (Reuters) - Der Schweizer Versicherer Baloise will künftig wieder stärker das klassische Versicherungsgeschäft vorantreiben.

Von der sogenannten Ökosystemstrategie, bei der einem Kunden zusammen mit der Versicherung auch andere Dienstleistungen aus einer Hand angeboten werden, verabschiedet sich das Unternehmen nach rund sechs Jahren wieder. Investitionen in Jungfirmen, die etwa Reparatur-, Umzugs- oder Putzservices anbieten, werden gestoppt. Der seit 2017 verfolgte Ansatz habe Zusatzeinnahmen generiert, doch Umfeld und Bewertungen bei Start-ups hätten sich verändert, sagte Konzernchef Michael Müller am Dienstag. Er signalisierte, dass sich Baloise auch von Beteiligungen trennen könnte. "Die Wertschöpfung holen wir, da bin ich überzeugt, in unserem Kerngeschäft."

Der Versicherer hat seit 2017 insgesamt rund 350 Millionen Franken in Jungfirmen investiert, die beispielsweise Reparatur- und Serviceleistungen für Immobilien oder Fahrzeuge anbieten. Auch den in Deutschland und Frankreich tätigen Digitalversicherer Friday hat der Konzern aus Basel seit damals aufgebaut.

HOHE SCHADENBELASTUNG DRÜCKT GEWINN

2023 vermiesten über den Erwartungen liegende Schadenaufwendungen für Naturkatastrophen wie Hagelstürme dem Versicherer das Ergebnis. Der Gewinn sank auf 239,6 Millionen Franken von 247,8 Millionen ein Jahr zuvor. Höheren Beiträgen aus Belgien und Deutschland stand dabei weniger Gewinn aus der Schweiz gegenüber. Die Prämieneinnahmen sanken wegen der Frankenstärke leicht auf 8,62 Milliarden Franken. Die Dividende soll dennoch um 0,30 auf 7,70 Franken je Aktie angehoben werden.

Dem Aktionär zCapital, der auf der Generalversammlung am 26. April 2024 die Eintragungs- und Stimmrechtsbeschränkungen der Gesellschaft abschaffen will, signalisierte Baloise Entgegenkommen. Zwar empfiehlt der Verwaltungsrat, den Antrag abzulehnen. Doch stellte der Konzern eine Änderung der entsprechenden Bestimmungen auf der Generalversammlung 2025 in Aussicht.

Am Ziel, im Zeitraum 2022 bis 2025 insgesamt zwei Milliarden Franken Barmittel zu erwirtschaften, hält Baloise-Chef Müller fest. Verabschiedet hat er sich dagegen von der Ambition, in dieser Zeit 1,5 Millionen Neukunden zu gewinnen. Am 12. September will er auf einer Investorenveranstaltung neue Vorgaben ausrufen. "Effizienz wird ein Thema sein, operative Exzellenz wird ein Thema sein", sagte er.

An der Börse schlug die Jahresbilanz keine großen Wellen. Die Baloise-Aktien stiegen um 0,4 Prozent. "Baloise kann auf operativer Ebene ein solides Kennzahlenset ausweisen", erklärte Analyst Georg Marti von der Zürcher Kantonalbank (ZKB). "Die Gewinnentwicklung ist jedoch teilweise etwas unter den Erwartungen, vor allem in der Lebensversicherung."

(Bericht von Paul Arnold und Oliver Hirt. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)