Neue Regeln der Europäischen Union werden die Grundprinzipien des Geschäfts im Internet und im Mobilfunk neu schreiben und damit die Art und Weise, wie Big Tech Geld verdient und wie Verbraucher auf diese Dienste zugreifen, verändern.

Der Digital Markets Act (DMA) ist eine der weltweit schärfsten Rechtsvorschriften, die sich gegen die Marktmacht der führenden Technologieunternehmen richtet. Er soll es den Menschen erleichtern, zwischen konkurrierenden Diensten wie Social Media-Plattformen, Internet-Browsern und App-Stores zu wechseln.

Die EU-Kommission hat im September 22 Dienste der großen Technologieunternehmen als "Gatekeeper" von Online-Diensten bezeichnet und ihnen eine Frist bis zum 7. März gesetzt, um die neuen Regeln einzuhalten.

Das bedeutet, dass sie dafür sorgen müssen, dass ihre Messaging-Apps mit denen der Konkurrenten zusammenarbeiten und dass die Nutzer entscheiden können, welche Apps sie auf ihren Geräten vorinstallieren möchten.

Die Unternehmen sind Alphabet, Amazon, Apple , Meta, Microsoft und der TikTok-Eigentümer ByteDance.

Hier erfahren Sie, wie sich die neuen Regeln auf die einzelnen Dienste auswirken könnten:

WERBUNG:

Gemäß der DMA müssen Gatekeeper-Dienste nun eine ausdrückliche Zustimmung einholen, bevor sie einen Nutzer zu Werbezwecken verfolgen.

Geschäftskunden, die Online-Werbedienste von Amazon, Google und Meta nutzen, werden ebenfalls die Möglichkeit haben, nach Daten zu fragen, die im Zusammenhang mit ihren Kampagnen gesammelt wurden - eine wertvolle Ressource, die Geschäftskunden oft verborgen bleibt.

APP-STORES:

Apple und Google werden gezwungen sein, auf ihren iOS- und Android-Geräten Platz für App-Stores von Drittanbietern zur Verfügung zu stellen.

Derzeit können Android-Benutzer Apps aus alternativen Quellen installieren, ein Prozess, der als "Sideloading" bekannt ist, aber dafür müssen sie oft bestimmte Sicherheitseinstellungen ausschalten. Apple hat aus Sicherheitsgründen vor Sideloading gewarnt.

Branchenexperten haben eine "Lawine alternativer App-Stores" vorausgesagt, sobald die neuen Regeln in Kraft treten. Dabei besteht die Möglichkeit, dass Exklusivitätsvereinbarungen getroffen werden, was bedeutet, dass bestimmte Spiele und Apps nur in ausgewählten Stores zum Download angeboten werden.

Ben Wood, CMO des Branchenanalyseunternehmens CCS Insight, sagte gegenüber Reuters, dass kleinere Startups, aber auch Giganten wie Amazon und Microsoft versuchen könnten, Verbraucher und Entwickler in ihre eigenen App-Stores zu locken.

DEFAULT APPS:

Wie bei den App-Stores werden die Verbraucher nicht mehr dazu gedrängt, andere Standard-Apps auf ihren Geräten zu verwenden - wie den Safari-Webbrowser auf einem iPhone oder Google Maps auf einem Android-Handy.

Gatekeeper müssen es den Nutzern ermöglichen, leichter vom Standard-App-Store, Webbrowser, Navigationstool und anderen Anwendungen auf ihrem Gerät zu Alternativen ihrer Wahl zu wechseln. Zum Beispiel können sie den Nutzern bei der Einrichtung ihres Geräts einen "Auswahlbildschirm" mit einer Reihe von Optionen anbieten.

E-COMMERCE, SUCHMASCHINEN UND SOZIALE MEDIEN:

Diensten wie dem Marktplatz von Amazon, dem Content Feed von Facebook und der Suchmaschine von Google wird es untersagt, ihre eigenen Dienste und Produkte gegenüber Alternativen zu bevorzugen, wenn Nutzer auf ihren Bildschirmen scrollen.

Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass der Online-Einzelhandelsriese Amazon weltweit in die Kritik geraten ist, weil er angeblich seine eigenen Produkte gegenüber denen von Drittanbietern auf seiner Plattform bevorzugt hat.

MESSAGE:

Nach den neuen Interoperabilitätsregeln der DMA werden die Messaging-Apps von Gatekeepern nicht länger von anderen abgeschottet sein.

Bislang hat die EU nur die Dienste Facebook Messenger und Whatsapp von Meta benannt. Sobald die DMA in Kraft tritt, können Nutzer von diesen Plattformen aus über andere Apps - wie Signal oder Telegram - sofort Nachrichten an ihre Kontakte senden.

Die Behörden untersuchen derzeit, ob Apples iMessage-Dienst in die Liste aufgenommen werden sollte.

Ein solcher Schritt würde einen großen Umbruch für den Tech-Giganten bedeuten, der ein ganzes Ökosystem von Produkten - iPhones, iPads, Mac-Computer und mehr - darauf ausgelegt hat, wie gut sie zusammenarbeiten. (Berichte von Martin Coulter; Bearbeitung durch William Maclean und Milla Nissi)