Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass sich die beiden nach Jahresumsatz größten Technologieunternehmen der Welt längst nicht nur auf das Verschieben von Bits und Bytes verlassen können. Sowohl Apple als auch Amazon gaben am späten Donnerstag enttäuschende Ergebnisse für das dritte Quartal 2021 bekannt. Umsatz und Betriebsergebnis lagen unter den Prognosen der Wall Street. Zudem rechnet Amazon auch im vierten Quartal mit Resultaten, die hinter den Erwartungen zurückbleiben. Von Apple hört man nie konkrete Prognosen. Die Aussage, dass die Lieferengpässe im Dezemberquartal noch schlimmer sein werden als im Quartal zuvor, gaben jedoch einen Anhaltspunkt. Beide Aktien fielen nach den Berichten um etwa vier Prozent.

Die großen Tech-Konkurrenten Microsoft, Google und Facebook machen den Großteil ihres Geschäfts mit Software, Cloud-Diensten und Online-Werbung. Aber Apple und Amazon, die zusammen einen Jahresumsatz von 833 Milliarden US-Dollar erwirtschaften, sind immer noch in erster Linie darauf angewiesen, physische Waren zu den Kunden zu bringen. Etwa 81 Prozent des Apple-Umsatzes für das im September zu Ende gegangene Geschäftsjahr stammten aus Geräten, die hauptsächlich in China hergestellt und in die ganze Welt geliefert wurden. Amazon hingegen erzielt etwa drei Viertel seiner Gesamteinnahmen über Online- und stationäre Läden sowie mit Provisionen, die dem Unternehmen bei Verkäufen an Dritte zufallen.


   Lieferketten-Problematik trifft beide Damit sind beide Unternehmen dem Druck durch Arbeitskräfte- und Bauteilknappheit sowie dem wachsenden Rückstand in den weltweiten Lieferketten in erheblichem Umfang ausgeliefert. Amazons Finanzchef Brian Olsavsky sagte, dass das Unternehmen die damit verbundenen, zusätzlichen Kosten größtenteils selbst trägt. Das Betriebsergebnis fiel im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 22 Prozent auf 4,9 Milliarden US-Dollar. Das Betriebsergebnis von Apple stieg zwar um 61 Prozent auf rund 23,8 Milliarden US-Dollar. Doch Apples Zuwachs resultierte hauptsächlich aus der schwachen Vergleichsgrundlage bedingt durch die verzögerte Einführung der neuen iPhone-Modelle im letzten Jahr. Die operative Marge von Apple ist von fast 31 Prozent vor zwei Quartalen auf 28,5 Prozent im letzten Quartal gesunken. Das Unternehmen gab an, dass die Lieferengpässe das Unternehmen im Septemberquartal etwa sechs Milliarden US-Dollar gekostet hatten. Chief Executive Officer Tim Cook fügte am Donnerstag hinzu, dass die Belastung im Dezemberquartal wahrscheinlich noch höher ausfallen wird. 

Der Schmerz dürfte bei beiden Unternehmen nicht lange anhalten. Apples Kunden gelten als besonders loyal, und die Nachfrage nach den neuesten Geräten, zu denen auch das iPhone 13 gehört, ist laut Tim Cook "robust". Bei Amazon ist es die beherrschende Stellung im Einzelhandel und im E-Commerce, die es schwer macht, an dem Unternehmen vorbeizukommen. Dazu trägt insbesondere Amazons Prime-Mitgliedschaftsprogramm bei. Nach Schätzungen von Consumer Intelligence Research Partners machen Prime-Mitglieder inzwischen etwa 65 Prozent aller Amazon-Kunden in den USA aus. Lange konnten die beiden Unternehmen der Pandemie trotzen. Die jüngsten Ergebnisse zeigen aber auch, dass sie gerade wegen ihrer Größe und Exponiertheit nicht ewig den Problemen der Welt ausweichen können.

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October 29, 2021 03:24 ET (07:24 GMT)