Da einige Airlines in massiven Sanierungen steckten, könnten sich schnell "einmalige Wachstumsmöglichkeiten" ergeben, die man nutze wolle, sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary am Dienstag. Für den Fall sollten zusätzliche Jets bereitstehen. Deshalb verhandle man bereits mit Boeing über die Bestellung von fünf zusätzlichen Flugzeugen in den nächsten 24 Monaten. Gleichzeitig könnte die Airline bis zu zehn Flugzeuge länger als geplant von dem US-Hersteller mieten.

Air Berlin steckt wegen strategischer Fehler seit einer Dekade in der Krise. Voriges Jahr stand ein Rekordverlust von gut 780 Millionen Euro zu Buche. Großaktionär Etihad aus dem Öl-Emirat Abu Dhabi hält die Berliner mit Finanzspritzen am Leben. Alitalia steht unter Sonderverwaltung und ist nahe an der Pleite, nachdem die Mitarbeiter einen Restrukturierungsplan blockiert haben. Derzeit sucht die Regierung in Rom händeringend einen Käufer für die Traditions-Airline. O'Leary selbst winkte vor einer Woche ab und sagte, dass er lediglich an der Übernahme von einzelnen Routen interessiert sei - natürlich nur mit eigenen Fliegern.

BREXIT VERUNSICHERT

Leisten können sich die Iren das schnellere Expansionstempo dank eines Rekordgewinns. Im Geschäftsjahr 2016/17 (bis Ende März) stieg der Überschuss um sechs Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Ausschlaggebend dafür war ein Plus bei den Passagieren von 13 Prozent auf 120 Millionen. In diesem Jahr will der Easyjet-Rivale mit dann knapp 430 Boeing-737-Jets noch zehn Millionen Fluggäste mehr transportieren und den Gewinn um acht Prozent steigern.

Der unsichere Ausgang der Verhandlungen über den Ausstieg Großbritanniens aus der EU sei allerdings ein Risiko, sagte O'Leary. Hauptproblem ist, dass mit dem Brexit eventuell auch bestehende Flugvereinbarungen erlöschen. Für Ryanair ist das Vereinigte Königreich mit 35 Prozent der Flüge der größte Markt.

Die Airline mit der irischen Harfe als Symbol fliegt seit Jahren von Erfolg zu Erfolg. Möglich machen das niedrige Kosten und eine einheitlich Boeing-Flotte. Gewerkschaften kritisieren aber die Arbeitsbedingungen bei Ryanair.

Das Dubliner Unternehmen fliegt zudem verstärkt Großflughäfen an, die wegen ihrer hohen Landegebühren lange tabu waren. Jüngstes Beispiel ist der Frankfurter Airport: Ryanair nahm den Lufthansa-Heimatflughafen im März mit zwei Maschinen ins Programm und will die Flotte nach Aussagen des Betreibers Fraport nächstes Jahr auf zwölf Jets aufstocken. Wegen des Vorstoßes brach zwischen der Kranich-Linie und Fraport ein Zwist vom Zaun.

Profitieren konnte Ryanair offenbar auch von den Schwierigkeiten von British Airways. Bei dem Konkurrenten brachen am Samstag die Computer zusammen - 75.000 Passagiere strandeten am Wochenende an Flughäfen weltweit. Gleichzeitig habe Ryanair einen Buchungsansturm erlebt, aber es sei unklar, ob es dazwischen einen Zusammenhang gebe, sagte O'Leary.