Zürich (awp) - Der Personaldienstleister Adecco hat sich im Sommer überraschend gut geschlagen. Die Umsätze seien nach der Krise rascher als ursprünglich erwartet zurückgekommen, hiess es zur Begründung.

Gleichwohl resultierte auch im dritten Quartal wegen der Folgen der Coronakrise ein satter Umsatzrückgang. Die Einnahmen in der Berichtswährung Euro nahmen um 18 Prozent auf 4,84 Milliarden Euro ab.

Bereinigt um Wechselkurseffekte und um die unterschiedliche Anzahl Arbeitstage resultierte ein Umsatzschwund von 15 Prozent, wie die Gesellschaft am Dienstag mitteilte. Im zweiten Quartal hatte es jedoch einen noch deutlich stärkeren Rücksetzer von 28 Prozent gegeben.

Im Hauptgeschäft, der Vermittlung von Temporär-Stellen, zeigte sich diese Verbesserung in ähnlichem Ausmass. Hingegen verharrte das Geschäft mit der (dauerhaften) Jobvermittlung auf sehr tiefem Niveau.

Besser lief es im "Krisengeschäft", also Laufbahnberatung und ähnlichem. Hier wurde zweistelliges Wachstum verzeichnet. "Wir erwarten im vierten Quartal und darüber hinaus in diesem Geschäft eine weitere Beschleunigung", sagte Finanzchef Coram Williams.

Mit Marge zufrieden

Dies kommt auch der Bruttomarge zugute, weil in diesem Geschäft höhere Margen locken. Abgesehen davon habe sich bei der Profitabilität die sehr gute Kostenkontrolle ausbezahlt. "Das alles führte zu einer angesichts der Umstände sehr guten EBITA-Marge von 4,5 Prozent", so der CFO. Unter dem Strich halbierte sich der Reingewinn gleichwohl auf 80 Millionen.

Es zeichnen sich aber weitere Verbesserungen ab. Denn im Verlauf des dritten Quartals wurde in Deutschland ein "signifikantes Restrukturierungsprogramm" lanciert. Dazu zähle der Ausstieg aus bestimmten Teilen des Luftfahrt- und des Automobilsektors. Letzteres wurde auch damit begründet, dass es für die Herstellung von Elektrofahrzeugen weniger Leute brauche.

Lockdowns machen kaum Sorgen

Im Ausblick gibt sich Adecco wie üblich relativ zurückhaltend. Die Umsätze im September seien um 14 Prozent zurückgegangen, und im Oktober habe sich eine weitere Verbesserung gezeigt. Das Unternehmen erwartet wegen der aktuellen Covid-Situation insgesamt eine holprig verlaufende Erholung.

Die neuerlichen Lockdowns in verschiedenen Ländern bereiten gleichwohl keine grossen Sorgen. "Es handelt sich bislang vorwiegend um Lockdowns, die auf das soziale Leben abzielen", sagte Finanzchef Williams. Dies treffe zwar den Tourismus und generell die Freizeitbranche, welche für Adecco aber nicht zentral seien. Wichtigere Bereiche wie die Industrie seien nicht tangiert. "Zum Beispiel werden die Baustellen und die Autofabriken in wichtigen Märkten nun im Gegensatz zur ersten Welle nicht geschlossen", sagte CEO Alain Dehaze.

Mittelfristig geht das Unternehmen nach wie davon aus, dass es zu einem Krisenprofiteur wird. Denn die Coronakrise habe deutlich die steigende Bedeutung einer flexiblen Belegschaft und damit von Temporären aufgezeigt, sagte CEO Dehaze.

Adecco hat im dritten Quartal auf allen Stufen besser abgeschnitten als erwartet. An der Börse zogen die Aktien von Adecco denn auch deutlich an. Um 11.30 Uhr notieren sie 4,6 Prozent im Plus, während der Gesamtmarkt (SPI) um 1,4 Prozent anzieht.

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