Zürich (awp) - Der Industriekonzern ABB veröffentlicht am Donnerstag, 21. Oktober, die Ergebnisse zum dritten Quartal 2021. Insgesamt haben zehn Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

Q3 2021E
(in Mio USD)          AWP-Konsens     Q3 2020   
 
Auftragseingang           7544         6109        
Umsatz                    7262         6582        
Operativer EBITA          1064          787           
Reingewinn                 661         4530         

FOKUS: ABB dürfte gemäss den Einschätzungen der Analysten auch im dritten Quartal einen stark wachsenden Auftragseingang erreicht haben. Die Prognosen sehen hier im Vorjahresvergleich ein Plus von klar über 20 Prozent. Auf Stufe Umsatz dürften sich dagegen die Engpässe bei der Beschaffung von Komponenten deutlicher bemerkbar machen. Entsprechend liegen die Vorhersagen für das Umsatzwachstum lediglich bei etwa 10 Prozent, was sich auf mit der ABB-Prognose decken würde. Von den Engpässen in der Lieferkette werden wohl vor allem die Divisionen Elektrifizierung sowie Robotics und Discrete Automation betroffen gewesen sein.

Die Knappheit an Komponenten dürfte auch auf die operative Marge durchgeschlagen haben. So gehen die Marktbeobachter zwar davon aus, dass diese im Vergleich zum Vorjahresquartal zwar deutlich besser ausfallen wird, gegenüber dem zweiten Quartal wird allerdings eine leichte Abschwächung erwartet. Dies würde sich auch Aussagen von CEO Björn Rosengren entsprechen, der bereits im Juli davor gewarnt hatte, dass die EBITA-Marge von 15 Prozent im zweiten Quartal im Gesamtjahr wohl noch nicht zu erreichen sei.

Beim Reingewinn hinkt der Vorjahresvergleich, weil damals der Verkauf der Stromnetzsparte viel Geld in die Kasse spülte.

ZIELE: Für das dritte Quartal hatte ABB im Juli ein Umsatzwachstum von 10 Prozent in Aussicht gestellt. Für das Gesamtjahr 2021 zeigte sich das Unternehmen damals noch einmal etwas zuversichtlicher als im April und erhöhte die Prognose auf ein Umsatzwachstum von knapp unter 10 Prozent. Ausserdem wurde neu eine "starke" statt wie zuvor eine stetige Verbesserung der EBITA-Marge (2020: 11,1%) erwartet.

PRO MEMORIA: Dem globalen Phänomen des Mangels an elektrotechnischen Komponenten, Sensoren oder Mikrochips kann sich ABB nicht entziehen. "Es war ein Thema in der jüngsten Vergangenheit, wir haben das bisher aber gut bewältigt. Ich gehe allerdings davon aus, dass uns dieses Thema im dritten und vierten Quartal noch stärker beschäftigen wird", erklärte Rosengren in einem Interview mit AWP dazu. Wären diese Probleme nicht gewesen, wäre der Umsatz zuletzt noch stärker gewachsen.

Es komme deshalb in verschiedenen Geschäftsbereichen zu Verzögerungen bei der Auslieferung an die Kunden, nicht anders als in anderen Industrien. Als Beispiel für schwierig zu beschaffende Komponenten hob er die Halbleiter hervor.

Als Herausforderung bezeichnete er zudem die hohen Rohmaterialkosten, welche die Margen in den kommenden Quartalen belasten dürften. Dem will Rosengren mit weiteren Effizienzmassnahmen begegnen.

"Sehr erfreut" zeigte er sich hingegen über sein "Lieblingssubjekt", die operative Marge, und dass diese im zweiten Quartal mit 15 Prozent bereits die obere Hälfte des Zielbandes von 13 bis 16 Prozent erreicht hat. Er gab gleichzeitig zu verstehen, dass hier noch weitere Arbeit bevorstehe und dass ihn unter anderem wegen des Gegenwinds seitens der hohen Materialpreise eine Marge auf diesem Niveau im Gesamtjahr überraschen würde.

Hinsichtlich der Zukunft der zur Disposition stehenden Divisionen Turbocharging, Mechanical Power Transmission (bekannt unter dem Markennahmen Dodge) und Power Conversion äusserte sich Rosengren ebenfalls. Demnach könnte bereits im dritten Quartal eine Ankündigung zum Verkauf von Dodge folgen, erklärte er.

Diese Ankündigung erfolgte denn auch prompt Ende Juli. Dodge wurde für 2,9 Milliarden US-Dollar an die amerikanische RBC Bearings Inc. verkauft. ABB erzielt mit diesem Verkauf einen nicht-operativen Buchgewinn vor Steuern in Höhe von rund 2,2 Milliarden. Die Transaktion soll bis Ende 2021 abgeschlossen sein.

Die Pläne für die Abspaltung der Sparte Turbocharging seien gemacht, diese Division sei aber sehr stark in die Struktur von ABB integriert, meinte Rosengren weiter im Gespräch mit AWP. Deshalb sei eine Trennung nicht so einfach. Allenfalls könne dieser Prozess im vierten Quartal gestartet und über einen Vollzug im zweiten Quartal 2022 berichtet werden.

AKTIENKURS: Die ABB-Aktien haben sich mit dem schwachen September und der Erholung im Oktober zuletzt in etwa wie der Gesamtmarkt entwickelt. Im Jahreshoch bei 34,79 von Mitte August befand sich das Papier nicht mehr weit vom Allzeithoch bei gut 36 Franken aus dem Jahr 2000 entfernt. Derzeit stehen die Titel rund 28 Prozent höher als noch Ende 2020 und gehören damit unter den Blue Chips in der Schweiz zu den Top Ten.

Homepage: www.abb.com

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