Bis zum 25. Juli solle eine Entscheidung fallen, sagte der Vorstandschef des Fernsehkonzerns, Pier Silvio Berlusconi, am Donnerstag nach der Hauptversammlung in Cologno Monzese bei Mailand. Mediaset wolle der Motor für das Projekt sein, für das es verschiedene Optionen gebe. "Sobald wir alle Elemente dafür zusammen haben, werden wir wissen, wie wir das angehen", sagte der Sohn des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Der französische Großaktionär Vivendi, der mit der Mediaset-Führung im Clinch liegt, werde dabei jedenfalls keine aktive Rolle spielen.

Finanzvorstand Marco Giordani bekräftigte, es gebe derzeit keine Pläne, sich in Deutschland mit ProSiebenSat.1 stärker zu engagieren. Beide Unternehmen hatten am Wochenende einen Bericht der Zeitung "Il Sole 24 Ore" über angebliche Gespräche über ein Zusammengehen von Mediaset und ProSiebenSat.1 zurückgewiesen. ProSiebenSat.1-Chef Max Conze hatte gesagt, er sehe darin "keine industrielle Logik". Vor einer Woche hatten sich Vertreter von zwölf Sendern wie ProSieben, Mediaset und Channel Four in Wien getroffen, um ihre operative Zusammenarbeit in einer Europäischen Medienallianz auszubauen - etwa bei Online-Videos.

Der Verwaltungsratschef von Mediaset, Fedele Confalonieri, sagte auf dem Aktionärstreffen am Donnerstag, die Top-Manager brüteten bereits über Plänen für einen paneuropäischen Konzern, der dem Vormarsch von Online-Anbietern wie Netflix und Amazon Prime Paroli bietet. "Was gestern noch ein Tabu war, wird heute von den Lenkern der wichtigsten europäischen TV-Sender geprüft - in welcher Art und Weise auch immer." Damit es dazu komme, müssten aber die Vorschriften geändert werden, die eine solche Verbindung blockierten. In diesem Fall könne Mediaset auch die Entscheidung überdenken, für 2018 keine Dividende zu zahlen.

Vor dem Aktionärstreffen war der Streit zwischen Mediaset und dem Medienkonzern Vivendi ("Canal Plus") eskaliert. Der Verwaltungsrat von Mediaset verbot der mit 29,9 Prozent an dem italienischen Konzern beteiligten Holding des französischen Milliardärs Vincent Bollore, ihre Stimmrechte auf der Hauptversammlung auszuüben. Den Vertretern des Treuhänders Simon Fiduciaria, der 19,2 Prozent der Vivendi-Stimmrechte vertritt, wurde sogar der Zugang verweigert. Vivendi hatte die Beteiligung seit 2016 zusammengekauft, nachdem die Franzosen die Übernahme des Pay-TV-Geschäfts von Mediaset überraschend abgesagt hatten. "Bollore ist wie einer dieser Nachbarn, die keiner haben will", hatte Marina Berlusconi gesagt. Die älteste Tochter von Silvio Berlusconi führt die Familienholding Fininvest, die mit 44 Prozent an Mediaset beteiligt ist.

Vivendi überlegt nun, die Beschlüsse der Hauptversammlung anzufechten. Dort waren unter anderem "Treueaktien" für langfristige Aktionäre beschlossen werden, mit denen Fininvest seinen Zugriff auf Mediaset festigen könnte.