Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

Die Credit Suisse ist wegen der Krisen um die Supply-Chain-Fonds (Greensill) und den Hedgefonds Archegos in der Wochenendpresse erneut ein grosses Thema. Verschiedene Medien haben sich dazu geäussert, wobei die CS gegenüber AWP keinen der Berichte kommentieren, dementieren oder bestätige wollte:

CREDIT SUISSE I: Die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) soll die zweigrösste Schweizer Bank in Sachen Greensill bereits Monate vor dem Kollaps der Fonds gewarnt haben, schreibt etwa die "SonntagsZeitung". Zwischen der Finma und der CS habe es einerseits einen formalen Austausch auf Fachebene gegeben. Andererseits soll Finma-Chef Mark Branson die Risiken mit den Fonds auch an einem Arbeitstreffen mit CS-Präsident Urs Rohner und Konzernchef Thomas Gottstein angesprochen haben. Warum die Bank trotz Warnungen der Finma weitergemacht habe, werde untersucht werden müssen. Einer der Gründe könnte sein, so wird im Blatt spekuliert, dass Lex Greensill, der Gründer des taumelnden Finanz-Imperiums, ein Grosskunde der Credit Suisse war. Das Private-Banking betreute bekanntlich das Privatvermögen des australischen Milliardärs, Asset Management entwickelte die Greensill-Fonds und die CS-Investmentbank sollte das Greensill-Finanzunternehmen an die Börsen bringen.

Credit Suisse II: Im gleichen Artikel schreibt die "SonntagsZeitung", dass die wegen der beiden Krisen gefeuerte Risikochefin Lara Warner eine bekannte Anwaltskanzlei engagiert habe. Gemäss dem Blatt verlief ihr Ausscheiden nicht geräuschlos. Das Ex-Geschäftsleitungsmitglied habe sich zur Wahrung ihrer Rechte eine Anwaltskanzlei genommen. Dabei handle es sich um die Kanzlei Quinn Emanuel, die bereits mehrere Verfahren gegen die Credit Suisse angestrengt habe. Warner sitze auf rund 8 Millionen Franken an gesperrten Boni - die Chancen dürften nicht allzu schlecht stehen, dass ihr dieses Geld ausbezahlt werden müsse, spekuliert das Blatt. (SoZ, p. 31/32)

Credit Suisse III: Die "NZZ am Sonntag" rechnet derweil vor, dass die Boni für die Top-Kader in den letzten 10 Jahren viel höher waren als der gesamte Gewinne der Bank in dieser Zeit. So seien in den letzten zehn Jahren total 14 Milliarden Franken ausgeschüttet worden, das meiste davon als variable Boni. Das sei fast doppelt so viel, wie die Bank in dieser Periode als Gewinne ausgewiesen habe - diese lagen lediglich bei 8 Milliarden. Allein im letzten Jahr hätte die rund 1400 sogenannten "Risk-Takers" je über eine Million Franken verdient. Die Bank solle ihr unfaires Lohnmodell korrigieren, fordert denn auch Ethos-Direktor Vincent Kaufmann im Artikel: "Wir kritisieren diese Vergütungen schon lange als überrissen, weil sie nach unserer Einschätzung falsche Anreize für zu hohe Risiken setzen." (NZZaS p. 25)

Credit Suisse IV: Wie bereits letzte Woche in ausländischen Medien zu lesen war und nun am Wochenende auch bei "NZZ" und "Inside Paradeplatz" (IP) ein Thema war, hat sich der US-Senat in den Archegos-Fall eingeschaltet. Der Bankenausschuss des US-Senats wolle von der Schweizer Grossbank und einer Reihe anderer Banken wissen, wie es zur Implosion des amerikanischen Hedgefonds Archegos habe kommen können, heisst es in der "NZZ" (online). Nach der Implosion des stark fremdfinanzierten Hedgefonds, der im Wesentlichen das Vermögen seines Gründers Bill Hwang verwaltete, stehe die Frage im Raum, ob solche intransparenten Vehikel nicht strenger reguliert werden sollten. Die Banken hätten nun zwei Wochen Zeit, um die Anfrage des Senatsausschusses zu beantworten. Gemäss IP ist das Schreiben mit zehn Fragen an Crystal Lalime, Rechtschefin der Credit Suisse Securities (USA) mit Sitz in New York, gegangen. (NZZ, IP online)

Credit Suisse V: In der Schweiz am Wochenende (CH-Media) werden zudem der abtretende und der neue VR-Präsident der Swiss Re, Walter Kielholz und Sergio Ermotti, u.a. zu den Vorgängen um die CS befragt. Ersterer meint: Banken und Versicherungen seien Finanzintermediäre, und als solche seien sie mit fast allen Geschäftender Welt irgendwie verbunden: Mit Palmöl in Indonesien, mit der Geschichte der Sklaverei und der Rassendiskriminierung in den USA - weil sie in diesen Märkten ihre Intermediärrolle wahrnähmen. "Insofern ist es fast unvermeidlich, dass es ab und zuknallt", so Kielholz, der in früheren Rahmen auch Präsident der CS war, Es passierten leider immer wieder Fehler. Ermotti meint hingegen: "Man darf nicht alle Banken in den gleichen Topf werfen." (SaWoE 10.4. p. 10/11)

Und hier noch eine noch eine Zusammenstellung von Meldungen, die nicht im Zusammenhang mit der CS stehen. Es sind dies vor allem Berichte zu den Themen Rahmenabkommen und Corona:

RAHMENABKOMMEN I: Der Bundesrat will gemäss der "SonntagsZeitung" den Rahmenvertrag mit der EU nicht einfach ablehnen, sondern aufspalten. Aus bundesratsnahen Kreisen sei zu vernehmen, dass die unproblematischen Teile des Abkommens abgeschlossen werden und mit der EU eine Art Übergangsregime gefunden werden soll. Mit diesem Plan wolle die Bundesratsdelegation unter der Leitung von Guy Parmelin nach Brüssel reisen. Für das Spitzentreffen in Brüssel ist aus protokollarischen Gründen Parmelin als Bundespräsident gesetzt. Zur Debatte steht, ob auch Aussenminister Ignazio Cassis oder Justizministerin Karin Keller-Sutter mitreisen. Cassis zeigte sich im Interview mit den "SonntagsBlick" überzeugt, dass er mit Parmelin nach Brüssel reisen werde. Es sei aber derzeit "nicht sinnvoll, über eine Delegation zu reden. Die Personalfrage soll ebenfalls am Mittwoch ebenfalls geklärt werden. (SoZ p. 5, SoBli)

RAHMENABKOMMEN II: Valentin Vogt, Präsident des Arbeitgeberverbands, fordert derweil in der "NZZ am Sonntag" eine Probezeit für das Rahmenabkommen. Konkret soll in einer zusätzlichen Bestimmung mit Brüssel vereinbart werden, dass die Schweiz den Rahmenvertrag innert einer bestimmten Frist nach Inkrafttreten, "beispielsweise nach sieben oder nach zehn Jahren", kündigen könnte, sollte sie damit schlechte Erfahrungen machen. Der Vorschlag läuft auf eine Entschärfung der im Vertragsentwurf enthaltenen Super-Guillotine hinaus. (NZZaS p. 9)

RAHMENABKOMMEN III: Walter Kielholz und Sergio Ermotti äussern sich im oben bereits erwähnten Interview auch zum Thema Rahmenabkommen. Ein geregeltes Verhältnis zu Europa sei zentral, da sei man sich zumindest auf dem Finanzplatz völlig einig, sagte Kielholz. "Einen Scherbenhaufen wie nachdem EWR-Nein 1992 können wir uns nicht mehr leisten." Ermotti sagt dazu: "Es liegt im Interesse der Schweiz, ein solides Rahmenabkommen mit der EU zu haben. Aber das Paket muss mehrheitsfähig sein." Kielholz glaubt, dass das Abkomme eine Mehrheit finden könnte: "Ja, wenn der Bundesrat geschlossen dafür eintritt und sich keiner hinter dem Baum versteckt", sagte er auf eine entsprechende Frage. Es gebe eigentlich nur ein relevantes Problem, das man ausräumen sollte: die Guillotine-Klausel. (SaWoE 10.4. p. 10/11)

CORONA I: Die SVP will gemäss "SonntagsZeitung" und "SonntagsBlick" Anfang Woche in der Wirtschaftskommission des Nationalrats Öffnungen ab dem 19. April für Restaurants sowie Betriebe in den Bereichen Kultur, Sport und Freizeit verlangen. Weitere Anträge sehen den 1. Mai als Öffnungsdatum vor oder fordern ohne konkrete Datumsangabe eine Öffnung. Die Forderungen haben in der bürgerlich dominierten Kommission gute Chancen. In einer Videorede droht SVP-Präsident Marco Chiesa (TI) gemäss "SonntagsZeitung" zudem mit der Abwahl eines der "orientierungslosen FDP-Bundesräte" (SoZ p. 2/3, SoBli)

CORONA II: Der Pharmazulieferer Lonza stellt in Visp/VS in diesem Jahr 1200 neue Angestellte ein. 650 Mitarbeitende seien bereits rekrutiert worden, sagte Standortleiter Renzo Cicillini in einem Interview mit der Zeitung "Walliser Bote" vom Samstag. Die Arbeitskräfte finde das Unternehmen im Wallis und auf dem Schweizer Arbeitsmarkt. Lonza rekrutiere zudem auch weltweit. "Besonders im Fokus stehen Deutschland, Norditalien, Frankreich und England.", sagte Cicillini. Lonza Visp hat die Wirkstoffproduktion für den Moderna-Impfstoff gegen das Coronavirus im November aufgenommen. Mittlerweile laufen drei Produktionslinien. Im Hinblick auf die Frage, ob der Bund eine Impfstoff-Produktionslinie in Visp aufbauen werde, sagte Cicillini, Bundesrat Alain Berset und Lonza-Verwaltungsratspräsident Albert Baehny seien in Kontakt. "Gibt es konkrete Ergebnisse, werden sie die Medien informieren."

MIGROS/RIVELLA: Die Migros will wegen eines Preiskampfes gewisse Sorten des Getränkeherstellers Rivella aus dem Sortiment kippen. Wie die "SonntagsZeitung" unter Berufung auf den Rivella-Geschäftsführer berichtet, hat die Detailhändlerin einen Bestellstopp für Rivella Grüntee, Rivella Refresh und Focuswater verhängt. Eine Begründung gab es von der Medienstelle der Migros gemäss der Zeitung nicht. Rivella-Geschäftsführer Erland Brügger sagte jedoch gegenüber der Zeitung: "Die Migros stellt beim Preis Forderungen, die wir so nicht erfüllen können und wollen. Wir haben keine Lust, uns erpressen zu lassen", so Brügger. Auf eine Anfrage einer Kundin in den sozialen Medien nach dem fehlenden Produkt Rivella Refresh hat Migros gemäss "SonntagsZeitung" geantwortet, man sei in Preisverhandlungen und habe noch keine Lösung erzielen können. (SoZ p. 32)

IKEA: Der Möbelriese steigt in den Schweizer Heizungsmarkt ein. Zwei Monate vor der Abstimmung zum CO2-Gesetz nimmt Ikea gemäss "NZZ am Sonntag" in der Schweiz umweltfreundliche Heizungen ins Sortiment auf. Die sogenannten Wärmepumpen gälten als sehr effizient und umweltfreundlich. Ikea verkaufe bereits seit einigen Jahren Solarpanels und Batteriespeicher. "In Kombination mit einer Solaranlage auf dem Dach ermöglichen es Wärmepumpen, praktisch ohne CO2-Ausstoss Wärme zu produzieren", sagte Ikea-Sprecherin Dominique Lohm. (NZZaS p. 29)

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