(neu: Aussagen von Konzernchef Rolf Breidenbach aus Telefonkonferenz, aktualisierter Aktienkurs, weitere Analystenstimme)

LIPPSTADT (dpa-AFX) - Der Licht- und Elektronikspezialist Hella hat die maue Autokonjunktur zum Start seines neuen Geschäftsjahres stark zu spüren bekommen. Umsatz und Gewinn gingen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich zurück. Doch obwohl Konzernchef Rolf Breidenbach auf Sicht keine Markterholung erkennen kann und die Unsicherheiten zunehmen, gibt er sich mit Blick auf die Jahresziele des MDax-Unternehmens aus dem nordrhein-westfälischen Lippstadt optimistisch. "Wir sind immer noch auf Kurs, unsere Ziele zu erreichen", sagte er am Donnerstag in einer Telefonkonferenz.

Die möglichen Folgen des Brexit, geopolitische Risiken und die Auswirkungen globaler Handelskonflikte seien nicht von der Hand zu weisen, sagte Breidenbach. Breidenbach erwartet daher eine weiterhin rückläufige Marktentwicklung und sieht für die Autoindustrie kein Licht am Ende des Tunnels. "Der Start ins Jahr war herausfordernd in einem schwachen und volatilen Umfeld." Das sei für Hella aber nicht überraschend gekommen.

Im ersten Geschäftsquartal von Anfang Juni bis Ende August erzielte der Autozulieferer mit 1,57 Milliarden Euro Umsatz zwar 12 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Allerdings hat Hella zwischenzeitlich sein Großhandelsgeschäft verkauft, das im Vorjahr noch in den Umsatz eingegangen war. Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sackte um fast 16 Prozent auf 113 Millionen Euro ab, die bereinigte Ebit-Marge sank um 0,9 Prozentpunkte auf 7,2 Prozent. Der Überschuss reduzierte sich um knapp ein Fünftel auf 77 Millionen Euro. Vor allem die rückläufige globale Fahrzeugproduktion bereitet Hella Sorgen.

Anleger zeigten sich von den Zahlen unbeeindruckt. Im Gegenteil: An der Börse lagen die Anteilsscheine der Lippstädter am Mittag mit rund einem Prozent im Plus. Seit Jahresbeginn haben die Papiere sogar rund ein Viertel an Wert gewonnen. In den zurückliegenden 12 Monaten steht allerdings ein Minus von 14 Prozent zu Buche.

Aus Sicht von Analyst Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan spiegeln die Kennziffern des Autozulieferers das negative Geschäftsumfeld wider. Umsatz und Ergebnis hätten zwar die durchschnittlichen Erwartungen von Experten übertroffen, seine eigenen Prognosen aber verfehlt. Marc-Rene Tonn von Warburg Research sprach hingegen von einem recht soliden Start ins neue Geschäftsjahr.

Hella gehörte lange Zeit zu den wenigen Zulieferern, die sich den schwierigen Rahmenbedingungen in der Autoindustrie weitgehend entziehen konnten. Doch bereits die zweite Hälfte des vergangenen Geschäftsjahrs war für den Licht- und Elektronikspezialisten schwächer ausgefallen als die erste Hälfte. Das erste Quartal stellte nun einen weiteren Rückschlag für die Lippstädter dar, die sich eine strenge Kostendisziplin verordnet haben.

Die Automotive-Sparte, mit der Hella den Löwenanteil seines Geschäfts macht, verbuchte in den ersten drei Monaten einen Umsatzrückgang von knapp 4 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Neben dem Rückgang der globalen Fahrzeugproduktion machten sich laut Hella auch Vorzieheffekte im Zuge der Einführung des Abgas- und Verbrauchstests WLTP bemerkbar, die zu einem "außerordentlich hohen Vorjahreswert" geführt hätten. Gestiegene Kosten für Forschung und Entwicklung sowie die schwächeren Geschäfte ließen das operative Ergebnis von 106 auf 93 Millionen Euro fallen. Die Ebit-Marge verringerte sich um 0,6 Prozentpunkte auf 7,0 Prozent.

Trotzdem liege Hella zum aktuellen Zeitpunkt weiterhin im Plan, versicherte Breidenbach. Demnach erwartet der Licht- und Elektronikspezialist für das Geschäftsjahr 2019/2020 - bereinigt um Währungseffekte so den Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen - einen Umsatz von 6,5 bis 7 Milliarden Euro. Die bereinigte Ebit-Marge soll zwischen rund 6,5 und 7,5 Prozent liegen.

Breidenbach betonte, dass sich das Automotive-Geschäft von Hella trotz des negativen Branchentrends besser als der Markt entwickelt habe. Er setzt große Hoffnungen auf die Elektromobilität und das assistierte und autonome Fahren; darauf sei Hella konsequent ausgerichtet. Die Fokussierung auf diese Zukunftsfelder zahle sich Schritt für Schritt aus.

Produkte von Hella sind in vielen Wagen verbaut. Die Autoindustrie setzt in großem Stil auf die Scheinwerfer, Heckleuchten, Innenraum-Lampen, Radarsensoren und Kamerasoftware des Konzerns, der weltweit rund 38 000 Mitarbeiter beschäftigt./eas/stw/fba