Berlin (Reuters) - Nach dem Einstieg bei ITA will die Lufthansa die italienische Staatsfluglinie mittelfristig ganz übernehmen.

Das sei das Ziel des Investments, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Freitag in einer Telefon-Konferenz. Er betonte aber, dass die Lufthansa dazu nicht gezwungen werden könne. Dies hänge - ebenso wie der Preis für die ausstehenden Anteile - von der künftigen Entwicklung von ITA ab. "Wir haben alles versucht, um die finanziellen Risiken zu minimieren", betonte Spohr. Zudem sei sichergestellt, dass man nicht zu viel für die italienische Airline zahle. Die komplette Übernahme der Alitalia-Nachfolgerin würde in drei Schritten über die Bühne gehen.

Die Lufthansa hatte am Donnerstag mitgeteilt, zunächst für einen Kaufpreis von 325 Millionen Euro mit 41 Prozent bei ITA einzusteigen. Die Regierung in Rom werde 250 Millionen Euro in das Unternehmen einbringen, erklärte die Lufthansa. Es seien Optionen für eine vollständige Übernahme auf mittlere Sicht vereinbart worden, die von der Ertragslage und der Verschuldung von ITA abhängig sei. In einem nächsten Schritt gebe es sogenannte Call-Optionen für weitere 49 Prozent "in einem Zeitrahmen, der 2025 beginnt", erläuterte Spohr. "Das wären für mich auch so die zwei Jahren, die wir uns vorgenommen haben zum Turnaround des Unternehmens." Danach könnte Lufthansa die übrigen zehn Prozent übernehmen. "Wir haben keinen Zwang die ITA übernehmen zu müssen, wenn die Firma keinen Erfolg hat", betonte Spohr. "Wenn sie Erfolg hat, woran wir glauben, werden wir relativ schnell die 100 Prozent erreichen."

Die Lufthansa verhandelte seit Anfang des Jahres darüber, die ITA in ihr Netz von bisher neun Airline-Marken aufzunehmen und so ihre Position auf dem italienischen Markt zu stärken. ITA Airways war aus der 2017 pleite gegangenen, chronisch defizitären Alitalia hervorgegangen. Die Lufthansa hatte die Übernahme schon seit vielen Jahren im Blick, um auch Italien in ihr Netzwerk einzubinden, das Deutschland, Österreich, Belgien und die Schweiz umfasst. Doch Alitalia flog viele Jahre Verlust ein und musste vom Staat mit Milliarden gestützt werden. Erst der Neustart als ITA nach Sanierung und Verkleinerung von Alitalia ließ die Lufthansa einen neuen Anlauf nehmen.

Die ITA-Flotte soll von derzeit 66 Flugzeugen bis 2027 auf 94 Maschinen wachsen. Spohr zeigte sich zuversichtlich, dass die Wettbewerbsbehörden den Deal absegnen dürften. Denn ITA liege beim Marktanteil in Italien mit zehn Prozent nur auf Rang vier hinter den Billigfliegern Ryanair, Wizzair und Easyjet, die zusammen auf rund 60 Prozent kämen. Hier müsse die EU-Kommission vielmehr "fast ein Monopol von Ryanair" fürchten und deshalb froh sein, dass mit einer gestärkten ITA nun mehr fairer Wettbewerb möglich sei, sagte Spohr.

Die Lufthansa-Aktie notierte am Freitagmittag mit rund 0,5 Prozent im Minus. Ein Händler sprach von einem lang erwarteten Deal und dass die Struktur der Vereinbarung zum Einstieg bei ITA für die Lufthansa günstig aussehe. "Wir gehen davon aus, dass diese Teilübernahme den Marktanteil der Lufthansa im europäischen Langstreckengeschäft weiter festigen wird", schrieben die Analysten der Citibank.

(Bericht von Klaus Lauer und Joanna Plucinska, unter Mitarbeit von Zuzanna Szymanska, redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)