Düsseldorf (awp/sda/reu) - Im Tarifkonflikt der deutschen Metall- und Elektroindustrie machen die Gewerkschaften mit massiven Warnstreiks und neuen Drohungen vor der dritten Verhandlungsrunde mehr Druck auf die Arbeitgeber. Landesweit traten der Gewerkschaft zufolge am Mittwoch knapp 75'000 Beschäftigte in den Ausstand.

Am Donnerstag starten in Baden-Württemberg neue Gespräche. Bringen diese keinen Durchbruch, könnte die IG Metall den Tarifstreit weiter eskalieren lassen: "Wir haben noch viele Pfeile im Köcher", sagte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann.

"Die Beschäftigten fordern die Arbeitgeber unmissverständlich auf, endlich ein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch zu legen", erklärte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft in Baden-Württemberg, Roman Zitzelsberger. Er sitzt am Donnerstag ab 14.00 Uhr in Böblingen bei Stuttgart für die Gewerkschaft am Verhandlungstisch. Begleiten will die Gewerkschaft die Gespräche in Baden-Württemberg mit weiteren Warnstreiks - und erwartet dort eine Rekordbeteiligung.

Positionen weit auseinander

Insider rechnen aber nicht mit einem entscheidenden Durchbruch bei diesen Gesprächen. Zu weit liegen die Positionen noch auseinander, vor allem die Forderungen der Gewerkschaft zur Arbeitszeit stossen im Lager der Arbeitgeber auf erbitterten Widerstand.

Die IG Metall will für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Branche sechs Prozent höhere Löhne durchsetzen und fordert zudem einen individuellen Anspruch auf eine Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden. Bei Teilzeit zur Pflege von Angehörigen oder zur Kinderbetreuung sollen die Unternehmen einen Zuschuss zahlen. Die Arbeitgeber boten zuletzt zwei Prozent mehr sowie eine Einmalzahlung.

Über kürzere Arbeitszeiten wären sie gesprächsbereit, wenn gleichzeitig andere Beschäftigtengruppen länger als 35 Wochenstunden arbeiten könnten. Aber einen Zuschuss lehnen die Arbeitgeber strikt ab. Das sei wegen der Diskriminierung der heutigen Teilzeitbeschäftigten in gleicher Situation rechtswidrig.