Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter aufwärts ist es am Dienstag am deutschen Aktienmarkt gegangen. Nach kleineren Verlusten zum Handelsstart erreichte der DAX am Vormittag die höchsten Stände seit Juni, er schloss schließlich 0,3 Prozent im Plus bei 14.422 Punkten, rund 60 unter dem Tageshoch. Nach dem Anstieg von 2.600 Punkten gilt der DAX zwar als technisch überkauft. "Stärkerer Verkaufsdruck ist aber auch nicht in Sicht", so ein Marktteilnehmer. "Die Fonds sitzen nach wie vor auf zu hohen Cash-Quoten und warten nur auf Kaufgelegenheiten", sagte er.

Die Liquidität bei den Fonds sei in Europa wegen des Ukraine-Kriegs besonders hoch und auch Folge der Szenarien einer tiefen Rezession. "Nun wird aber das Szenario einer nur flachen Rezession mehr und mehr zum Konsens - und das stützt den DAX", so der Marktteilnehmer. Zum einen bleibe der private Verbrauch auf relativ hohem Niveau - trotz Inflation, weil die Verbraucher an die Sparreserven gingen. Zum anderen führe der Ukraine-Krieg zu einem demographischen Boom: Mit der Flucht aus der Ukraine dürfte die Einwohnerzahl in Deutschland erstmals über 84 Millionen gestiegen sein oder noch steigen.

Daneben leben die Börsen weiterhin von der Hoffnung auf eine Entspannung an der Inflationsfront - und damit der Hoffnung auf langsamere Zinserhöhungsschritte.


  Viele Gegenbewegungen - Thyssen und TAG Immobilien sehr schwach 

Kaufgelegenheiten sahen Anleger vor allen in den jüngsten Verlierern: Im DAX stiegen die zuletzt sehr schwachen Fresenius um 1,4 Prozent. Der Gesundheitskonzern hat seinen Finanzbedarf mit zwei Anleihen über 1 Milliarde Euro erfolgreich gedeckt. Covestro erholten sich um 4,5, Siemens Energy um 2,4 und BASF um 1,7 Prozent. Auf der anderen Seite fielen FMC um 1,7 Prozent, Merck und Sartorius gaben je 1,5 Prozent ab.

Im MDAX verloren TAG Immobilien knapp 12 Prozent auf 5,91 Euro. Das Immobilienunternehmen streicht die Dividende. Für Thyssenkrupp ging es um 4,3 Prozent auf 5,17 Euro nach unten. Der Investor Cevian hat eine Beteiligung von 3,8 Prozent an dem Konzern verkauft. Die Stücke sollen zu 5,15 Euro platziert worden sein.

Dagegen setzten Rheinmetall ihre Aufwärtswelle mit einem Plus von 7 Prozent auf 199,35 Euro fort. Händler sprachen von Anschlusskäufen: Am Montag war die Deutsche Bank mit einem 220er Kursziel an den Markt gegangen und Berenberg mit einem 240er Ziel. Ähnlich Temviewer, die nach der Kaufempfehlung durch Barclays vom Montag nun um weitere 8,6 Prozent stiegen.


 Kursfeuerwerk bei Bet-at-Home 

Für Bet-at-home ging es um 35 Prozent nach oben, gestützt von einer positiven Studie von Hauck & Aufhäuser (HAIB). Die Analysten verwiesen auf starke Drittquartalszahlen, sie halten den Ausblick für das laufende Jahr für konservativ. Das vierte Quartal sei traditionell das stärkste im Jahr. Und mit der Fußballweltmeisterschaft komme nun ein positiver Sonderfaktor hinzu.


 
INDEX          zuletzt   +/- %  +/- % YTD 
DAX          14.422,35   +0,3%     -9,21% 
DAX-Future   14.439,00   +0,3%     -8,89% 
XDAX         14.424,48   +0,1%     -8,98% 
MDAX         25.619,36   +0,3%    -27,06% 
TecDAX        3.088,53   -0,1%    -21,21% 
SDAX         12.412,02   +0,4%    -24,38% 
zuletzt      +/- Ticks 
Bund-Future     140,46     +42 
 
Index   Gewinner  Verlierer  unv.  Umsatz Mio Euro  Mio Aktien  Vortag 
DAX           24         16     0          2.556,8        51,0    48,5 
MDAX          26         20     2            499,9        39,5    33,6 
TecDAX        14         15     1            597,0        20,8    21,1 
SDAX          47         23     0            155,6        14,1     9,9 
 

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November 22, 2022 11:56 ET (16:56 GMT)