BERLIN (dpa-AFX) - Aus Sicht der Virologin Melanie Brinkmann gehen die am Mittwoch beschlossenen Corona-Regeln nicht weit genug. "Ich hätte mir tatsächlich gewünscht, dass noch etwas klarere Entscheidungen getroffen werden", sagte die Leiterin der Arbeitsgruppe Virale Immunmodulation am Helmholtz-Institut für Infektionsforschung am späten Mittwochabend im Deutschlandfunk.

Sie hätte sich gerade für die älteren Schüler einen Übergang zum Hybridunterricht und klarere Beschlüsse bei der Maskenpflicht gewünscht, sagte Brinkmann. "Ich befürchte jetzt, dass wir uns immer um diese 50er-Inzidenz herum bewegen und dann wieder drübergehen und vielleicht dann wieder drunter, und das ist eigentlich kein guter Kompromiss, weil wir immer wieder jeden Tag neue Todesfälle haben werden." Mit 50er-Inzidenz sind 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen gemeint.

Auch die Lockerung der Kontaktbeschränkungen an den Weihnachtstagen finde sie als Virologin nicht nachvollziehbar. "Ich glaube nicht, dass wir die Zahlen bis dahin soweit runtergedrückt haben, dass wir da entspannt sein können, und ich halte es für keine gute Idee zu lockern." Es sei zwar wichtig, dass Menschen an Weihnachten nicht alleine blieben. Man solle aber nur eine begrenzte Zahl von Menschen treffen und aufpassen, dass man keine älteren Menschen anstecke.

Am Mittwoch hatten die Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beschlossen, die Kontaktbeschränkungen zu verlängern und zu verschärfen. Ab dem 23. Dezember und höchstens bis zum 1. Januar soll es aber Lockerungen geben. In dieser Zeit können zehn Personen im Familien- und Freundeskreis zusammenkommen, Kinder bis 14 Jahre nicht mitgezählt./csd/DP/eas