Berlin (Reuters) - In der festgefahrenen Tarifrunde im Einzelhandel sowie Groß- und Außenhandel ruft Verdi für Freitag erneut zu bundesweiten Streiks auf.

Man erwarte Zehntausende Teilnehmende, teilte die Gewerkschaft am Donnerstag mit. Denn nach über sechs Monaten Tarifverhandlungen in 13 Regionen gebe es noch kein verbessertes Angebot der Arbeitgeber. Deren Offerte aus dem Sommer sei völlig unzureichend. "Die Beschäftigten warten seit einem halben Jahr auf nachhaltige, tabellenwirksame Tarifsteigerungen", erklärte Silke Zimmer, im Verdi-Vorstand für Handel zuständig. Die Arbeitgeber im Einzelhandel wollten Teile dieser tabellenwirksamen Tariferhöhungen an die Entwicklung der Inflation 2024 binden. "Sie übertragen damit das wirtschaftliche Risiko auf die Beschäftigten." Wenn die Arbeitgeberseite zudem ankündige, diese Entgelterhöhungen erst im Februar 2025 zahlen zu wollen, dann müssten die Beschäftigten quasi in Vorleistung gehen. "Das ist ein Unding", kritisierte Zimmer.

Für 2023 bieten die Arbeitgeber laut Verdi nach drei Nullmonaten eine tabellenwirksame Erhöhung von durchschnittlich 5,3 Prozent im Einzelhandel und nach vier Nullmonaten von 5,1 Prozent im Groß- und Außenhandel an. Das Angebot für 2024 falle niedriger aus. Die Gewerkschaft fordert im Einzelhandel 2,50 Euro mehr Lohn und Gehalt pro Stunde, bei zwölf Monaten Laufzeit. Darüber hinaus verlangt Verdi ein Mindestentgelt von 13,50 Euro pro Stunde. Im Groß- und Außenhandel soll es ein tabellenwirksames Plus von 13 Prozent geben beziehungsweise 425 Euro je nach Tarifgebiet für alle Beschäftigten.

Mitte September hatte der Handelsverband Deutschland (HDE) wegen der schleppenden Verhandlungen Verdi eine Blockadehaltung vorgeworfen. Der Arbeiterverband erklärte, er empfehle tarifgebundenen Unternehmen auch ohne Tarifabschluss nun eine freiwillige Entgelterhöhung um 5,3 Prozent zu zahlen. Verdi kritisierte dies als "Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten".

Die nächsten Verhandlungsrunden finden im Groß- und Außenhandel am 30. Oktober in Hessen und für den Einzelhandel am 1. November in Mecklenburg-Vorpommern statt.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Hans Seidenstücker - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)