Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie hat nach jüngsten Daten zur Bauindustrie eine Veränderung der dominierenden Wachstumsfaktoren betont. "Der Wirtschaftsbau scheint den Wohnungsbau als Lokomotive für die Baukonjunktur abgelöst zu haben", sagte Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller. Während die Nachfrage nach Wohnraum im November 2021 deutlich zurückgegangen sei, sei für den Wirtschaftsbau ein starker Anstieg ausgewiesen worden. "Hier scheinen insbesondere steigende Investitionen der Bahn eine Rolle zu spielen."

Laut den jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes und des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung hätten die Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten für November für den Wirtschaftsbau ein Orderplus von nominal 11,7 Prozent gemeldet, für den gewerblichen Tiefbau - der von der Bahn dominiert werde - sei sogar ein Plus von 24,8 Prozent gemeldet worden. Demgegenüber sei der Auftragseingang im Wohnungsbau um nominal 4,5 Prozent, real sogar um 15,4 Prozent, eingebrochen. Das sei der zweite Rückgang in Folge gewesen.

Müller führte dies darauf zurück, dass sich insbesondere private Hausbauer aufgrund des deutlichen Anstiegs der Neubaupreise - hervorgerufen durch starke Baumaterialpreissteigerungen - vorerst mit Aufträgen zurückhielten, in der Hoffnung, dass es sich um ein vorübergehendes Phänomen handele. Angesichts des kurzfristigen Auslaufens der Förderung für energieeffiziente Gebäude könnte der Rückgang allerdings noch dramatisch verstärken werden. "Schon in Planung befindliche Projekte werden sich nicht mehr rechnen und somit nicht mehr umgesetzt."

Für das gesamte Bauhauptgewerbe ergebe sich für den November ein nominales Auftragsplus von 4,8 Prozent, "real ist dies aber leider ein Minus von 6,5 Prozent", sagte Müller. Im Vormonatsvergleich sei der Auftragseingang zwar um 7,1 Prozent gesunken, aber auf einem sehr hohen Niveau.

Für die ersten elf Monate ergäbe sich immer noch ein leichtes reales Plus von 1,3 Prozent, nominal von 7,7 Prozent. "Für das laufende Jahr ist dies ein gutes Auftragspolster", sagte Müller. "Da wir davon ausgehen, dass sich die Lieferengpässe bei Vorprodukten im Laufe des ersten Halbjahres beruhigen werden, sind wir für die Produktion 2022 nach wie vor optimistisch. Wir gehen weiter von einem nominalen Umsatzplus von 5,5 Prozent, real von 1,5 Prozent aus."

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January 25, 2022 04:28 ET (09:28 GMT)