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BERLIN (dpa-AFX) - Wegen der Coronakrise haben Zehntausende Schulen und Kitas in Deutschland zugemacht. Die flächendeckenden Schließungen gelten in der Mehrzahl der Bundesländer seit diesem Montag. Einige Länder starten später in die Zwangspause: Baden-Württemberg, Berlin und Thüringen am Dienstag, Brandenburg am Mittwoch. Die Kinder können aber jetzt schon zu Hause bleiben. In Sachsen soll "im Laufe der Woche" entschieden werden. Die Schulpflicht gilt aber ebenfalls schon jetzt nicht mehr.

Millionen Eltern im ganzen Land versuchen nun, eine Kinderbetreuung zu organisieren. Die Schließungen werden nach jetzigem Stand fast überall bis mindestens Ostern (10.-13. April) oder eine Woche danach dauern - also vier oder fünf Wochen. Bundesweit führt dies dazu, dass fast 15 Millionen Kinder und Jugendliche die nächsten Wochen zu Hause verbringen müssen. Laut Statistischem Bundesamt gibt es rund 43 000 Schulen mit 11 Millionen Schülern sowie rund 57 000 Kitas mit 3,7 Millionen kleineren Kindern.

Die Bundesländer versuchen, für Eltern in sogenannten kritischen Berufen - wie bei Feuerwehr, Polizei, Krankenpflege oder im öffentlichen Nahverkehr - eine Notbetreuung anzubieten. Die Regeln dafür sind aber zum Teil streng. So müssen in Brandenburg beide Eltern nachweisen, dass sie in "kritischen Infrastrukturen" arbeiten und keine andere Betreuung organisieren können.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, warb um Verständnis für Probleme zu Beginn. "In den ersten Tagen wird es hier sicher noch ruckeln. Denn wir müssen Bescheinigungen der Arbeitgeber für bestimmte Berufsgruppen erhalten, dass Eltern am Arbeitsplatz unbedingt gebraucht werden", sagte Dedy der "Saarbrücker Zeitung" (Montag).

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) appellierte an die Arbeitgeber, zumindest in der ersten Woche auf Lohnminderungen zu verzichten. Er lud gemeinsam mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) für Mittwoch Arbeitgeber und Gewerkschaften ein, "um zu gemeinsamen Lösungen zu kommen".

Die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sprach im Radioprogramm "SWR Aktuell" von einer absoluten Notsituation. "Das gab's so noch nie." Sie setze darauf, dass jetzt Übungen digital an die Schüler weitergegeben würden. "Wenn es irgendwie gar nicht funktioniert, greifen wir vielleicht auch einfach auf die gute alte Post zurück." Im Südwesten sollte der letzte Schultag genutzt werden, um Hausaufgaben an die Schüler zu verteilen.

Der Chef der Jungen Union, Tilman Kuban, sagte der "Passauer Neuen Presse" (Montag): "Die Corona-Krise wird zum Testlauf für die digitale Bildung in Deutschland." Die Kultusminister der Länder müssten den Betrieb für alle Stufen digital aufrechterhalten. Auch das Bundesbildungsministerium verwies auf Angebote zum Experimentieren und Lernen im Netz.

In Bayern wurde allerdings die für den Fernunterricht gedachte Online-Plattform Mebis am Montag mutmaßlich durch Hacker lahmgelegt. Seit den frühen Morgenstunden seien die Server einer Attacke ausgesetzt, twitterten die Seitenbetreiber. Der Angriff erfolge durch Hunderttausende automatisierte Seitenaufrufe. Man arbeite daran, die Seite wieder zum Laufen zu bekommen, hieß es aus dem Kultusministerium in München.

Wegen der Schulschließungen werden auch Prüfungen verlegt. In Berlin sollen die für 21. April geplanten Prüfungen in Deutsch, Mathe und der ersten Fremdsprache für den Mittleren Schulabschluss (MSA) um zweieinhalb Wochen verschoben werden, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) im rbb-Inforadio. So müssten die Schüler nicht gleich nach den Ferien zur Prüfung antreten./jr/DP/jha