Berlin (Reuters) - Das Vertrauen der deutschen Wirtschaft in den Standort China nimmt ab. Nur noch ein knappes Viertel (23 Prozent) der Unternehmen hat "eher großes" oder "sehr großes" Vertrauen in die Volksrepublik, wie der Digitalverband Bitkom am Freitag zu seiner Umfrage unter mehr als 600 Firmen in Deutschland mitteilte.

Die Volksrepublik ist der wichtigste deutsche Handelspartner. Die Bundesregierung fordert die Unternehmen dazu auf, angesichts von Risiken wie einem Krieg gegen Taiwan nicht alles auf die Karte China zu setzen, sondern stärker zu diversifizieren. Trotzdem sind die deutschen Direktinvestitionen in China einer Studie zufolge auf ein Rekordniveau gestiegen. Sie wuchsen 2023 um mehr als vier Prozent auf 11,9 Milliarden Euro, wie das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) berechnete. "Das ist ein neuer Höchstwert - nach ohnehin schon hohen Werten in den beiden Vorjahren", sagte IW-Experte Jürgen Matthes der Nachrichtenagentur Reuters.

Das Vertrauen der deutschen Wirtschaft in den Standort Russland ist angesichts des Krieges gegen die Ukraine praktisch an einem Nullpunkt angekommen: Demnach geben 94 Prozent der Unternehmen an, "gar kein Vertrauen" in Russland zu haben, weitere fünf Prozent haben lediglich "sehr geringes Vertrauen". 2020 hatten nur 18 Prozent "gar kein Vertrauen". "Russlands völkerrechtswidriger Angriff auf die Ukraine und seine aggressive Rhetorik haben in der deutschen Wirtschaft die letzten Reste an Vertrauen in das Land zerstört", sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. "Die Unternehmen richten sich jetzt noch stärker auf die Mitgliedsländer der EU, aber auch auf die USA aus."

58 Prozent haben eher großes oder sehr großes Vertrauen in die Vereinigten Staaten, 2020 sagten dies nur 39 Prozent der deutschen Unternehmen. Spitzenreiter im Vertrauens-Ranking ist die EU: 93 Prozent der deutschen Firmen haben sehr großes oder eher großes Vertrauen in die anderen Mitgliedstaaten. "Ein geeinigtes, starkes und digital souveränes Europa ist für die deutsche Wirtschaft wichtiger denn je", sagte Wintergerst.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)