Washington/Berlin (Reuters) - Die Inflation in den Vereinigten Staaten ist weiter auf dem Rückzug und bietet der Notenbank Spielraum für eine weniger aggressive Zinspolitik.

Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen fiel im Dezember auf 6,5 von 7,1 Prozent im November, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit 6,5 Prozent gerechnet. Es ist bereits der sechste Rückgang in Folge und nährt die Hoffnungen, dass die Inflationswelle abebbt.

"Der Rückgang der Inflationsrate war keine Eintagsfliege und wird voranschreiten. Im Juni könnte erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder die Zwei vor dem Komma auftauchen", sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Damit würde sich die Teuerungsrate der Marke von 2,0 Prozent wieder annähern, die sich die Notenbank Federal Reserve als Zielpunkt für Preisstabilität gesetzt hat.

Die Zentralbank erhöhte den Leitzins im Dezember um einen halben Prozentpunkt - auf die neue Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Die Währungshüter sehen mittlerweile erhebliche Fortschritte beim Eindämmen des Preisauftriebs und wollen einen weniger aggressiven Kurs steuern. An den Terminmärkten verstärkten die Inflationsdaten die Erwartung, dass die Fed den Leitzins Anfang Februar nur noch um einen Viertel Prozentpunkt anheben wird.

"Für die Fed ist die Inflationsentwicklung ein wahrer Segen", so das Fazit von VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel. Die Leitzinsen seien im vergangenen Jahr deutlich erhöht worden und nun seien die Inflationsraten im deutlichen Sinkflug. "Mehr kann sich eine Notenbank kaum wünschen, wenngleich der Einfluss der Fed auf die Inflationsentwicklung bislang eher gering ausfällt." Der Rückgang der Teuerungsraten sei vor allem den geringeren Energiepreisen und Corona-Sondereffekten zuzuschreiben.

Investoren nahmen die Inflationsdaten mit Zurückhaltung auf. Die europäischen Börsen schränkten ihre Gewinne ein. Der Dax und der EuroStoxx50 lagen rund ein halbes Prozent im Plus nach Gewinnen von knapp einem Prozent vor der Veröffentlichung. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes begaben sich dagegen auf Richtungssuche und lagen zwischen 0,2 Prozent im Minus und 0,2 Prozent im Plus.

(Reuters-Büro Washington, geschrieben von Reinhard Becker, Ann Saphir, Mitarbeit Zuzanna Szymanska, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)