HANNOVER (dpa-AFX) - Der Tüv Nord mahnt eine deutliche Beschleunigung der Energiewende an. Die Geschwindigkeit von Genehmigungsverfahren für Windkraft-, Solar- und Biogasanlagen sowie neue Stromleitungen müsse in Deutschland weiter zulegen, sagte der Chef des Prüfkonzerns, Dirk Stenkamp, am Mittwoch. Zentrale Gründe für das noch zu geringe Tempo seien "mangelnde Digitalisierung, behördlicher Personalmangel und sich ändernde Auflagen", außerdem die Versorgungsengpässe bei Material und zu wenige Fachkräfte.

Das Unternehmen ist neben dem Tüv Süd (München) und dem Tüv Rheinland (Köln) eine der drei großen Tüv-Gruppen in Deutschland. Bisher weitgehend ungenutzte Chancen liegen aus Sicht des Konzerns in der Geothermie. Sie könnte über ein Viertel der in der Bundesrepublik gebrauchten Wärmeenergie liefern, schätzte Stenkamp.

Es gibt bereits Förderprogramme - verglichen mit manchen anderen Ländern fristet die Tiefengeothermie hierzulande aber noch eher ein Schattendasein. In vielen Geothermie-Anlagen wird kaltes Wasser nach unten geleitet, wo es sich erhitzt und dann als Wasserdampf an die Oberfläche zurückkehrt. Die Systeme können mit Wärmepumpen kombiniert werden. Die Hitze aus dem Erdreich kann auch Gewerbegebäude oder - über Nahwärmenetze - ganze Ortsteile versorgen.

Ein künftiges Kernthema ist außerdem die Künstliche Intelligenz (KI). Zusammen mit Partnern auch aus den anderen Tüv-Organisationen würden "Methoden, Werkzeuge und Standards zur Prüfung" entwickelt, hieß es. Stenkamp forderte, dass angesichts der zunehmenden Vernetzung von Fahrzeugen neben den Autoherstellern auch Autobesitzer, Prüfer und Versicherer datenschutzkonformen Zugang zu Fahrinformationen bekommen - etwa für Tüv-Abnahmen oder bei der Klärung von Unfallabläufen./jap/DP/ngu