Die türkische Zentralbank stemmt sich mit einer überraschenden Erhöhung ihrer Leitzinsen gegen eine ausufernde Inflation und den Absturz der Landeswährung Lira.

Die Währungshüter entschieden auf ihrer Zinssitzung, den Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld auf 10,25 Prozent von bislang 8,25 Prozent zu erhöhen, wie die Notenbank am Donnerstag mitteilte. Es ist die erste Zinsanhebung seit rund zwei Jahren. Die Lira war im vergangenen Monat von Rekordtief zu Rekordtief geeilt.

In diesem Jahr hat die türkische Währung gegenüber dem Dollar bereits 23 Prozent an Wert eingebüßt. Eine hohe Inflation und geschröpfte Devisenreserven der Zentralbank setzen der Landeswährung momentan zu. Im August lag die Teuerung im Land bei 11,77 Prozent. Dazu kommt die steigende Nachfrage der Türken nach harten Devisen angesichts des Währungsverfalls. Nur drei von 17 befragten Volkswirten hatten mit einer Zinserhöhung gerechnet. Die Lira zog nach dem Beschluss zum Dollar auf 7,56 an von zuvor rund 7,71. Das war der stärkste Tagesanstieg seit rund einem Monat.

Die Entscheidung der Währungshüter dürfte allerdings Präsident Recep Tayyip Erdogan eher missfallen. Denn dieser hatte sich wiederholt als "Zinsfeind" bezeichnet. Seine Regierung hatte zuletzt auf mehr Unterstützung für die Wirtschaft gedrungen. Denn das Bruttoinlandsprodukt des lange Zeit boomenden Schwellenlandes war angesichts der Corona-Krise von April bis Juni um 11,0 Prozent zum Vorquartal gefallen. Unter anderem die wichtige Tourismusindustrie bekam die Virus-Pandemie deutlich zu spüren.

Aus Sicht der Notenbank hat eine schnelle wirtschaftliche Erholung von dem durch die Krise ausgelösten konjunkturellen Schock die Preise angeschoben. "Die Inflation ist einem Pfad gefolgt, der höher als erwartet war", erklärten die Währungshüter. Die Schritte zur Straffung der Geldpolitik müssten daher verstärkt werden, um die Inflationserwartungen einzudämmen.