FRANKFURT (Dow Jones)--Der durch die Corona-Krise ins Straucheln geratene Reisekonzern Tui hat sich mit seinem Großaktionär Alexej Mordaschow, Banken und dem Bund auf ein Finanzierungspaket in Höhe von 1,8 Milliarden Euro geeinigt. Das neue Hilfspaket umfasst auch eine Bezugsrechtskapitalerhöhung in Höhe von rund 500 Millionen Euro sowie stelle Einlagen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes (WSF), wie der Konzern mitteilte.

Die erneute Finanzspritze sei angesichts der zunehmenden Reisebeschränkungen durch wieder ansteigende Infektionszahlen und ein damit verbundenes kurzfristigeres Buchungsverhalten einiger Kunden notwendig geworden. Tui verfüge nun über eine ausreichende Liquiditätsreserve zur Verfügung, die auch die bis zum Beginn der Sommersaison 2021 angenommenen Reisebeschränkungen ausgleichen werde.

Das Paket umfasse eine stille Einlage des WSF ohne Verlustbeteiligung, die in Tui-Aktien gewandelt werden kann, in Höhe von 420 Millionen Euro (Stille Einlage I), sowie eine weitere stille Einlage mit Verlustbeteiligung in Höhe von 280 Millionen Euro (Stille Einlage II). Sollte der WSF von der Wandlung Gebrauch machen, würde er in der Folge jedoch nicht mehr als 25 Prozent plus eine Aktie an dem Konzern halten, so Tui weiter.

Darüber hinaus habe sich die staatliche Förderbank KfW verpflichtet, sich an einer weiteren gesicherten Kreditlinie in Höhe von 200 Millionen Euro zu beteiligen und eine Prolongation eines Teilbetrags ihrer bestehenden Kreditlinie zu gewähren. Die Einigung über die KfW-Beteiligung steht u.a. unter dem Vorbehalt der Umsetzung der übrigen Komponenten des Finanzierungspakets.

Die Unifirm Ltd., ein Unternehmen in Besitz des russischen Oligarchen Alexej Mordaschow, werde als größte Einzelaktionärin mit einer Beteiligung von rd. 24,89 Prozent ihr Bezugsrecht im Rahmen der Kapitalerhöhung ausüben. Sollten die restlichen Aktien nicht gezeichnet werden, verpflichtete sich Unifirm zudem, weitere neue Aktien zu zeichnen und damit ihre Beteiligung auf mindestens 29,9 Prozent aufzustocken. Sollte die Bafin die Holding von der Pflicht zur Abgabe eines Übernahmeangebotes befreien, sei auch eine Gesamtbeteiligung von bis zu 36 Prozent möglich.

Die Bundesregierung hat Tui bereits zwei Mal unter die Arme gegriffen. Im April gewährte die staatliche Förderbank KfW dem Tourismuskonzern einen Kredit in Höhe von 1,8 Milliarden Euro, und im August einigte sich der Konzern mit Berlin auf ein zusätzliches Stabilisierungspaket in Höhe von insgesamt 1,2 Milliarden Euro unter der Beteiligung der KfW und des WFS. Anfang Oktober hatte der Konzern mitgeteilt, dass er angesichts des weiterhin volatilen Marktumfeldes infolge der Covid-19-Krise verschiedene Maßnahmen prüfe, um Bilanzstruktur und Fälligkeitsprofil der Verbindlichkeiten zu optimieren.

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December 02, 2020 10:12 ET (15:12 GMT)