Zürich (awp) - Noch nie zahlten die Deutschschweizerinnen und -schweizer so viel für einen Café crème wie 2022. Aber damit nicht genug: Im kommenden Jahr dürfte der Preis noch deutlich stärker steigen. Der Interessenverband Cafetiersuisse geht von einem Anstieg von 10 bis 15 Prozent aus.

"Weitere Preiserhöhungen sind unausweichlich", sagte Hans-Peter Oettli am Montag an einer Pressekonferenz. Als Begründung nannte er insbesondere die höheren Löhne der Angestellten in den Cafés.

Hier gehe es auch darum, wieder mehr Fachkräfte an die Branche zu binden. Gerade die Corona-Pandemie habe für eine Mangellage gesorgt. Als weitere Gründe gab Oettli die steigenden Energie- und Rohstoffpreise an.  

Der Verbandspräsident betonte aber auch die grossen Unterschiede innerhalb der Branche. Die Preisgestaltung sei letztlich die Entscheidung jedes einzelnen Betriebes und hänge von der Konkurrenzsituation, dem Konzept und dem Standort des Cafés ab.  

Café crème so teuer wie nie

Der Preis für einen Café crème stieg bereits 2022 so stark an wie nie in den letzten zehn Jahren. Konkret lag der Preis in der Deutschschweiz bei rekordhohen 4,39 Franken. Gegenüber 2021 sind das 9 Rappen bzw. 2,1 Prozent mehr. Über zehn Jahre gesehen stieg der Preis gar um 6,8 Prozent bzw. 28 Rappen. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 hatte ein Café crème noch 4,11 Franken gekostet.

Am teuersten war der Café crème 2022 einmal mehr in der Stadt Zürich. Bei 4,68 Franken lag hier der Preis - das sind 6,6 Prozent mehr als im Deutschschweizer Durchschnitt. Nach Kantonen ist der Preis im Kanton Zug mit 4,62 Franken am höchsten. Es folgen die Kantone Zürich (4,58 Fr.), Luzern (4,45 Fr.), Aargau (4,38 Fr.) und St. Gallen (4,36 Fr.).

Die Zahlen basieren auf einer telefonischen Umfrage von Cafetiersuisse bei 650 Cafés, Cafeterias, Café-Bäckereien und Café-Bistros in der deutschsprachigen Schweiz.

Qualität muss stimmen

Trotz der höheren Preise geht Cafetiersuisse von einem ungebrochen Schweizer Kaffee-Boom aus. "Wenn die Qualität stimmt, ist es den Leuten das auch wert", so Oettli. Er erwartet nicht, dass der Pro-Kopf-Konsum in der Schweiz sinkt.

Die Schweiz zählt zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Konsum weltweit. Im Jahr 2021 tranken die Schweizerinnen und Schweizer pro Kopf 1069 Tassen Kaffee. Nur in Norwegen und Deutschland wurden mit 1469 bzw. 1300 pro Kopf noch mehr Tassen Kaffee getrunken.

"Kaffee ist und bleibt eines der beliebtesten Getränke in der Schweiz", so Oettli. Damit dies so bleibe, müsse aber die Qualität stimmen. Die Erwartungen der Gäste nähmen weiter zu. Cafetiersuisse engagiert sich deshalb mit Weiterbildungen und einer Kaffeetagung.

jl/tv