BERLIN (Dow Jones)--Die Ampel-Regierung hat die Zahl der Beamtenstellen in der Bundesverwaltung bis zum aktuellen Haushalt 2024 um 6,3 Prozent gegenüber dem letzten Haushaltsjahr der großen Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahr 2021 gesteigert. Das ergab eine Analyse der Bundeshaushalte und Stellenpläne bis zum aktuellen Haushalt durch die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Die Ausgaben für das Personal wuchsen unter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) noch stärker als die Zahl der Stellen. Sie stiegen um gut 20 Prozent von knapp 36 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf über 43 Milliarden Euro in 2024. Insgesamt sind 11.507 Beamte hinzugekommen, wobei die Beamtenstellen insbesondere in den Ministerien deutlich ausgeweitet wurden. In den Bundesministerien beträgt der Zuwachs sogar 8,4 Prozent.

Der Stellenzuwachs bei Beamtenstellen stieg gegenüber 2017 um mehr als 27 Prozent auf 194.034 nach zuvor 152.229, so die Studie. Die Zahl der Angestellten ist in dem Zeitraum hingegen nahezu gleichgeblieben. Insgesamt plant der Bund für dieses Jahr mit 298.407 Beschäftigten (Beamte und Angestellte). "Diese exorbitante Ausweitung der Beamtenstellen passt nicht in eine Zeit knapper Haushaltsmittel und eines allgemeinen Fach- und Arbeitskräftemangels", kritisierte INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben.

Der Stellenaufwuchs laufe seit Jahren. Die Ampel setze die Stellenmehrung der großen Koalition unvermindert fort. Alsleben forderte deshalb eine "One-in-two-out"-Regel für Einstellungen: Erst wenn zwei Stelleninhaber ausgeschieden sind, soll ein neuer dafür eingestellt werden dürfen. Neue Verbeamtungen in den Ministerien lehnte Alsleben ab. Stattdessen sollten nur noch Angestellte neu beschäftigt werden. Dies sei langfristig günstiger für die öffentlichen Haushalte, weil die Pensionsverpflichtungen wegfielen, so Alsleben.


   Bauministerium Spitzenreiter bei Ministerium 

Den höchsten Stellenzuwachs im Bereich der Bundesverwaltung gab es seit 2017 beim Bundesdatenschutzbeauftragten mit einem Plus von 177. Der Spitzenreiter bei den Bundesministerien war das neugeschaffene Bauministerium, das vorher beim Innenministerium angesiedelt war. Hier gab es einen Zuwachs an Beamtenstellen von 130,5 Prozent und bei Angestellten einen Anstieg von 228,2 Prozent.

"Das Bauministerium scheint sich mehr auf den Stellenaufbau als auf den Wohnungsbau zu konzentrieren. Während der Wohnungsbau in Deutschland stagniert und weit unter den Zielvorgaben bleibt, explodierte die Zahl der Beamtenstellen", kritisierte Alsleben. Er warnte, dass zusätzliches Personal auch Treiber für mehr Regulierung und mehr Bürokratie sein dürfte. Allein deshalb sollte die Politik gegensteuern, so die INSM.

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January 23, 2024 02:38 ET (07:38 GMT)