BERLIN (Dow Jones)--Die Stromnetzentgelte der Verteilnetzbetreiber haben sich einer Stichprobe zufolge im bundesweiten Durchschnitt leicht erhöht. Das Netzentgelt für einen typischen Haushaltskunden stieg in diesem Jahr von 7,60 Cent auf 7,65 Cent pro Kilowattstunde (plus 0,7 Prozent), wie die Bundesnetzagentur mitteilte. Für den mittelständischen Industriekunden erhöht sich das Entgelt um 0,8 Prozent auf 2,64 Cent pro Kilowattstunde, für den Gewerbekunden bleibt es bei 5,80 Cent.

"Die Bemühungen der Netzbetreiber und der Regulierungsbehörden um eine Begrenzung der Kosten zeigen Erfolg," erklärte Agenturpräsident Jochen Homann. "Gemeinsam mit einer sinkenden EEG-Umlage und niedrigen Börsenstrompreisen könnten Stromkunden seit Jahren erstmals moderat entlastet werden."

Allerdings hat die Bundesnetzagentur im noch unveröffentlichten Monitoringbericht der Bundesnetzagentur, in den Dow Jones Newswires Einblick hatte, andere Zahlen für die Netzentgelte im Vorjahr zugrunde gelegt. Dort heißt es, das durchschnittliche Netzentgelt für Haushaltskunden lag bei 7,50 statt 7,60 Cent pro Kilowattstunde. Damit würde der aktuelle Anstieg gegenüber dem Vorjahr sogar 2 Prozent und nicht 0,7 Prozent betragen. Die Behörde will den Bericht Ende Januar veröffentlichen.

In der aktuellen Stichprobe zeigen sich auch erhebliche regionale Unterschiede. In der Regelzone des Übertragungsnetzbetreibers Tennet profitieren die Verteilernetzbetreiber demnach von sinkenden vorgelagerten Kosten, dagegen steigen sie bei TransnetBW und 50Hertz. Bei 50 Hertz werden die positiven Effekte der Vereinheitlichung der Übertragungsnetzentgelte von erwarteten, steigenden Kosten für das Engpassmanagement überkompensiert, erklärte die Bonner Behörde. Beim größten deutschen Übertragungsnetzbetreiber Amprion gibt es bei einigen Netzbetreibern fast keine Änderungen, bei anderen steigen die Netzentgelte etwa für mittelständische Industriekunden um fast 12 Prozent.

Wegen der Corona-Krise geht eine relevante Zahl von Verteilnetzbetreibern auch von einer leicht verringerten Auslastung ihrer Netze aus. Das hat höhere Netzentgelte zur Folge: Bei zurückgehenden Transportmengen werden die Kosten pro Kilowattstunde höher. Das schütze die Netzbetreiber vor coronabedingten Auslastungsrisiken, so die Bundesnetzagentur. Sollte sich später aber herausstellen, dass die Unternehmen die pandemiebedingte Mengenrückgänge überschätzt haben, werden zu hoch vereinnahmte Netzentgelte den Netznutzern in den Folgejahren zurückgegeben - mit Verzinsung.

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January 14, 2021 09:46 ET (14:46 GMT)