Berlin (Reuters) - Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Automobilindustrie hat sich im Mai eingetrübt.

Der Indikator fiel auf minus 8,6 Punkte, nach minus 2,4 im April, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. Zuvor war es zwei Monate in Folge aufwärtsgegangen, wodurch der beste Wert seit knapp einem Jahr erreicht wurde. "Eine Gegenreaktion aus China auf den Handelskonflikt bei Elektroautos mit den USA bzw. Europa könnte die Geschäfte der deutschen Autobauer empfindlich treffen", lieferte der Leiter des Ifo-Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, Oliver Falck, einen Grund für den Rückschlag.

Der Indikator für die aktuelle Geschäftslage rutschte erstmals seit Oktober 2022 wieder in den negativen Bereich. Die Hersteller und ihre Zulieferer bleiben auch für die kommenden Monate pessimistisch. Das Barometer für die Ertragslage fiel deutlich auf minus 17,8 Punkte, nach zuletzt minus 2,0 Zähler.

"Um Kosten einzusparen, planen die Unternehmen in der Autoindustrie mit weniger Personal", fanden die Forscherinnen und Forscher zudem heraus. Das entsprechende Barometer sank auf minus 20,2 Punkte, nach minus 14,7 im April.

US-Präsident Joe Biden hat im Mai eine Reihe von chinesischen Produkten aus Sorge vor einer Importflut zulasten heimischer Hersteller mit Sonderzöllen belegt. Auf E-Autos werden sie von 25 auf 100 Prozent erhöht. Damit dürfte der Weg für chinesische Elektroautos in die USA de facto versperrt sein. In Europa prüft die EU-Kommission Anti-Dumping-Zölle auf chinesische Elektroautos, eine Entscheidung wird noch im Juni erwartet. Bundeskanzler Olaf Scholz und der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson äußerten sich ablehnend. Viele europäische Hersteller verkaufen ihre Fahrzeuge erfolgreich auf dem chinesischen Markt. Sie befürchten, bei einem Handelskrieg der Volksrepublik unter die Räder zu kommen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)