MADRID (dpa-AFX) - Der in der vergangenen Woche abgewählte spanische Ex-Regierungschef Mariano Rajoy ist nun auch vom Vorsitz seiner konservativen Volkspartei (PP) zurückgetreten. "Das ist das Beste für die PP, für Spanien und für mich", sagte der 63-Jährige am Dienstag in einer emotionalen Rede vor der Parteiführung. Gleichzeitig nimmt das Kabinett des neuen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez (46) langsam Form an. Es wird vermutlich bereits in den nächsten Tagen vereidigt.

Rajoy war seit Oktober 2004 PP-Vorsitzender und seit 2011 Ministerpräsident. Ende vergangener Woche kam er bei einem durch die Sozialisten (PSOE) eingebrachten konstruktiven Misstrauensvotum zu Fall. Hintergrund ist ein Korruptionsskandal, in die frühere Spitzenleute der PP verwickelt waren; einige wurden deswegen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Rajoys Nachfolger an der Parteispitze soll bei einem außerordentlichen Parteikongress bestimmt werden.

Mit Blick auf die neue Regierung von Sozialistenführer Sánchez betonte Rajoy, diese starte "mit extremer Schwäche" und "schlechten Wegbegleitern" in ihr Amt und könne keinerlei politische Stabilität garantieren.

Tatsächlich verfügt die PSOE im 350-köpfigen Parlament nur über 84 Sitze und konnte den Misstrauensantrag nur nach schwierigen Verhandlungen mit mehreren kleinen Regionalparteien durchbringen - darunter auch aus der Krisenregion Katalonien, die weiterhin ihren Unabhängigkeitskurs vorantreibt. Die PP verfügt über 134 Sitze.

Sánchez, der am Samstag von König Felipe VI. vereidigt worden war, will nach Medienberichten mehrere wichtige Posten seines Kabinetts mit Frauen besetzen. Das Finanzministerium solle María Jesús Montero, die bisherige Finanzministerin der Region Andalusien, übernehmen, berichteten die Zeitung "El País" unter Berufung auf die PSOE.

Carmen Calvo, die in der Regierung von José Luis Rodríguez Zapatero (2004-2011) Kulturministerin war, werde stellvertretende Regierungschefin und gleichzeitig das Ministerium für Gleichberechtigung übernehmen, hieß es. Eine weitere Frau, Teresa Ribera, soll das Ressort für Energie, Umwelt und Klimawandel führen.

Zum Außenminister soll den Informationen zufolge Josep Borrell ernannt werden. Der 71-Jährige war von 2004 bis 2007 Präsident des Europaparlaments und in den 1990er Jahren Minister für Infrastruktur und Verkehr. PSOE-Organisationssekretär José Luis Ábalos, für das Amt des Verteidigungsministers im Gespräch, wollte diese Ernennungen am Dienstag im spanischen TV weder bestätigen noch dementieren. Er sagte aber: "Die genannten Namen sind nicht schlecht."/er/cfn/DP/she