Pressemitteilung: 12.387-227/20

Sozialausgaben im Jahr 2019 auf 117 Mrd. Euro (29,3% der Wirtschaftsleistung) gestiegen

Wien,2020-12-03 - Im Jahr 2019 beliefen sich die Sozialausgabenlaut Statistik Austria auf insgesamt rund 117 Mrd. Euro, ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt (Sozialquote) lag damit bei 29,3%. Da die Sozialausgaben (+3,7%) zuletzt stärker gestiegen waren als das Wirtschaftswachstum (+3,2%), nahm die Sozialquote gegenüber dem Vorjahr (29,2%) leicht zu (siehe Tabelle 1).

'Die Sozialausgaben machen hierzulande gut 29% der Wirtschaftsleistung aus. Damit zählte Österreich 2019 mit Rang 5 zu den EU-Staaten mit den höchsten Sozialquoten. Der größte Brocken der Sozialausgaben entfiel mit 45% auf die Alterssozialleistungen. Die zunehmende Alterung wird in kommenden Jahren für mehr Ausgaben und Finanzierungsdruck insbesondere in den Bereichen Pensionen, Pflege und Gesundheit sorgen', sagt Tobas Thomas, Generaldirektor von Statistik Austria.

Einem ersten Höchststand Mitte der 1990er-Jahre (1994: 29,0%) folgte eine längere Phase etwas niedrigerer Sozialquoten (2007: 27,0%), bevor es infolge der Wirtschafts-, Finanz- und Migrationskrisen Ende der 2000er/erste Hälfte der 2010er-Jahre zu einem erneuten Anstieg der Sozialausgaben kam (2009 und 2010: 29,6%) und die Sozialquote schließlich ihren bisher höchsten Wert (2015 und 2016: 29,9%) erreichte.

Anteil der Alterssozialleistungen auf 45% gestiegen

Sozialausgaben sind fast zur Gänze Aufwendungen für Sozialleistungen, auf die 2019 114 Mrd. Euro entfielen (die restlichen 3 Mrd. Euro waren Verwaltungskosten und sonstige Ausgaben). Sozialleistungen im Altermachen den größten Anteil (45%) aus: 2019 wurden rund 51 Mrd. Euro (+4,9% gegenüber dem Vorjahr) für Geld- und Sachleistungen an Personen über dem Pensionsalter aufgewendet (vor allem Alterspensionen, Betriebspensionen, Betreuungs- und Pflegeleistungen). Die Ausgaben für den Bereich Krankheit bzw. Gesundheitsversorgungaller Altersgruppen (Entgeltfortzahlung, Krankengeld, ambulante und stationäre Versorgungsleistungen etc.) folgten mit 30 Mrd. Euro (+5,0%) bzw. 27% an zweiter Stelle. Deutlich geringere Anteile entfielen demgegenüber auf die anderen Lebenslagen, in denen Sozialleistungen in Anspruch genommen wurden: 9% auf Familien/Kinder(Familienbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld, Kindergärten etc.); jeweils 6% auf Invalidität(Invaliditätspensionen, Betreuungs- und Pflegeleistungen etc.) und Hinterbliebene(vor allem Hinterbliebenenpensionen); 5% auf Arbeitslosigkeit(Arbeitslosengeld, Notstandshilfe etc.); 2% auf Wohnen und Armut/soziale Ausgrenzung(Wohnbeihilfen, Mindestsicherungs-/Sozialhilfeleistungen etc.; siehe Tabelle 1).

Sozialleistungen sind vor allem Geldleistungen (67%) und ohne Bedürftigkeitsprüfung (91%)

Sozialleistungen werden hauptsächlich als Geldleistungenzur Verfügung gestellt: 77 Mrd. Euro bzw. zwei Drittel der Ausgaben 2019 waren Zahlungen, die vor allem als Alters-, Invaliditäts- und Hinterbliebenenpensionen, aber auch als Familien- und Arbeitslosentransfers erfolgten; der Geldleistungsanteil war in diesen Bereichen des Sozialschutzes zum Teil (Hinterbliebene: 99%, Alter: 94%) noch deutlich höher als der Durchschnitt (siehe Tabelle 2). Einen überwiegenden Anteil an Sachleistungen(insgesamt 37 Mrd. Euro bzw. 33%) gab es in den Bereichen Krankheit bzw. Gesundheitsversorgung (86%) sowie Wohnen und Armut/soziale Ausgrenzung (59%).

Die Prüfung der Einkommens- und/oder Vermögensverhältnisse auf Bedürftigkeitspielt insgesamt eine geringe Rolle im österreichischen Sozialleistungssystem, sie war lediglich bei 9% der Ausgaben (2019: 10 Mrd. Euro) Voraussetzung für den Leistungsanspruch (betrifft vor allem die Ausgleichszulage bei den Pensionen, die Notstandshilfe in der Arbeitslosenversicherung und die Leistungen der Sozialhilfe/Mindestsicherung).

55% der Sozialausgaben von der Sozialversicherung, 40% von Bund, Ländern und Gemeinden

Mehr als die Hälfte (55%) der Sozialausgaben entfiel 2019 auf den Bereich der Sozialversicherung(Pensions-, Unfall- und Krankenversicherung, Krankenfürsorgeanstalten, Arbeitslosenversicherung). Bund(Beamtenpensionen, Familienbeihilfen, Kinderabsetzbeträge etc.) sowie Länder und Gemeinden(Krankenanstalten, Sozialhilfe/Mindestsicherung, Kinderbetreuung etc.) hatten einen gleich hohen Ausgabenanteil (jeweils 20%). Der Rest (5%) waren Sozialleistungen von Unternehmen(betriebliche Pensionsvorsorge, Arbeitgeberlohnfortzahlung bei Krankheit). Während die Ausgabenanteile der Sozialversicherung und Unternehmen über die Jahrzehnte (ab 1990) relativ konstant blieben, gab es bei den Gebietskörperschaften eine Verschiebung vom Bund zu den Ländern und Gemeinden (siehe Tabelle 1).

Sozialausgaben jeweils zu 36% durch Arbeitgeber und aus Steuermitteln finanziert

Die Finanzierungder Sozialausgaben erfolgt im Wesentlichen aus drei Quellen: 2019 waren die Arbeitgeber-Sozialbeiträge(inkl. Staat als Arbeitgeber; 42 Mrd. Euro) sowie die Steuermittelvon Bund, Ländern und Gemeinden (41 Mrd. Euro) mit einem Anteil von jeweils rund 36% annähernd gleich hoch; die Sozialbeiträge der geschützten Personen (Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Selbständige, Pensionistinnen und Pensionisten) trugen etwas mehr als ein Viertel (27%) zur Finanzierung bei. Im Zeitverlauf (1990-2019) hat der Arbeitgeber-Anteil von 39% auf 36% ab-, der Beitrag der geschützten Personen von 25% auf 27% zugenommen; jener des Staates ist ungefähr gleichgeblieben (35% bzw. 36%; siehe Tabelle 3).

Österreich bei den Sozialausgaben EU-weit im vorderen Feld

Österreich zählt in der Europäischen Union(EU) zu den Mitgliedstaaten mit den höchsten Sozialausgaben. 2018, dem aktuellsten verfügbaren Jahr für den Vergleich, lag die Sozialquotezwischen 14,2% (Irland) und 33,7% (Frankreich); Österreich befand sich an fünfter Stelle (29,1%). Die großen Unterschiede zwischen den ärmeren und reicheren EU-Staaten zeigen sich vor allem anhand der um die Preisniveauunterschiede bereinigten Sozialausgaben pro Einwohner(ausgedrückt in Kaufkraftstandards, KKS): Österreich war hier unter den vier Ländern mit den höchsten Pro-Kopf-Ausgaben (knapp 11.000 KKS oder mehr); in den ärmsten Mitgliedstaaten stand demgegenüber jeder Person nicht einmal die Hälfte davon (4.000 KKS oder weniger) an Sozialleistungen zur Verfügung (siehe Tabelle 4).

Detaillierte Ergebnisse bzw. weitere Informationen zu den Sozialausgaben und ihrer Finanzierung finden Sie auf unserer Webseite.

Informationen zur Methodik, Definitionen:
Die Ausgabenund Einnahmendes Sozialschutzes werden in der EU nach der Methodik des ESSOSS(Europäisches System der Integrierten SOzialSchutzsstatistik) berechnet. Zu den Sozialschutzausgaben (ident mit dem oben verwendeten Begriff der Sozialausgaben) zählen Sozialleistungen, Verwaltungskosten und sonstige Ausgaben (z. B. Zinsen) im Rahmen von Sozialschutzsystemen (in Österreich z. B. die gesetzliche Pensionsversicherung oder der Familienlastenausgleichsfonds). Sozial(schutz-)ausgaben sind Ausgaben mit Umverteilungscharakter, d. h. keine privaten Ausgaben, keine Anspar- und Lebensversicherungssysteme, keine privaten Zuzahlungen und keine betrieblichen Sozialleistungen ohne Umverteilungscharakter. Ebenfalls nicht zu den Sozialschutzausgaben zählen Bildungsausgaben, Wohnbauförderung und steuerliche Umverteilungen, die nicht primär sozialen Zwecken dienen.
Sozialleistungenwerden als 'Bruttoleistungen' berechnet: ihr Wert entspricht dem Auszahlungsbetrag des jeweiligen Sozialschutzsystems, vor Abzug von Einkommenssteuern und anderen von den Empfängern zu leistenden Abgaben. Sozialleistungen sind von den Sozialschutzsystemen an private Haushalte und Einzelpersonen erbrachte Leistungen, die zur Abdeckung der durch eine Reihe von Risiken oder Bedürfnissenentstandenen Lasten dienen. Im ESSOSS sind es vereinbarungsgemäß acht Risiken bzw. Bedürfnisse (sog. Funktionen), die den Sozialschutz begründen (Wohnen und soziale Ausgrenzung sind in der tabellarischen Darstellung zu einer Funktion zusammengefasst; im Text ist von Armut/soziale Ausgrenzung die Rede, weil es hier vor allem um Armutsbekämpfung geht; allerdings erfolgt diese auch mit Sozialleistungen in anderen Bereichen, z. B. der Ausgleichszulage in der Funktion Alter). Direkte Zahlungen der Leistungsbezieherinnen und -bezieherzur Deckung der Kosten von Sozialleistungen sind keine Einnahmen der Sozialschutzsysteme, sondern der institutionellen Einheiten, die diese Leistungen bereitstellen, und werden vom Wert der Sozialleistung abgezogen (z. B. die Rezeptgebühren oder die im Fall der Pflegeheimunterbringung geleisteten Eigenbeiträge).
Statistik Austria berechnet die ESSOSS-Daten für Österreich im Auftrag des Sozialministeriums. Die Zeitreiheumfasst derzeit die Jahre 1980, 1985 und 1990 bis 2019.
Abweichungen zwischen national und auf EU-Ebene veröffentlichten Daten resultieren in der Regel aus unterschiedlichen Berechnungsständen (sowohl was die ESSOSS-Ausgaben bzw. -Einnahmen als auch die BIP-Daten betrifft). Im Text bzw. den Tabellen (1 und 4) zeigt sich dies an der unterschiedlichen Sozialquote für 2018 (29,2% vs. 29,1%).

1990 2000 2005 2010 2015 2018 2019
Sozialausgaben in Mio. Euro 35.505 59.678 71.060 87.647 102.814 112.449 116.627
Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Mio. Euro1) 136.135 213.606 254.075 295.897 344.269 385.362 397.575
Sozialquote(Sozialausgaben in % des BIP) 26,1 27,9 28,0 29,6 29,9 29,2 29,3
- Sozialversicherung 55,0 53,9 53,7 53,7 54,7 54,7 54,9
- Bund 24,8 25,3 25,5 23,6 21,9 20,6 20,2
- Länder und Gemeinden 14,1 15,5 16,1 17,7 18,4 19,4 19,5
- Unternehmen 6,1 5,3 4,7 5,0 5,1 5,3 5,4
Sozialleistungen in Mio. Euro2) 34.473 57.926 68.836 85.279 100.147 109.629 113.668
- Krankheit/Gesundheitsversorgung 26,4 25,6 25,5 25,3 25,3 26,4 26,7
- Invalidität 7,8 8,2 7,6 7,2 6,8 6,3 6,1
- Alter 38,8 40,4 40,8 42,7 44,3 44,5 45,1
- Hinterbliebene 10,4 8,2 7,4 6,6 6,0 5,6 5,5
- Familie/Kinder 10,4 11,3 11,2 10,8 9,6 9,4 9,2
- Arbeitslosigkeit 4,7 4,8 5,8 5,6 5,7 5,6 5,4
- Wohnen/Soziale Ausgrenzung 1,6 1,4 1,7 1,9 2,4 2,2 1,9
Funktion/Leistungsart insgesamt davon davon
Geldleistungen Sachleistungen ohne Bedürftigkeitsprüfung mit Bedürftigkeitsprüfung
Krankheit/Gesundheitsversorgung 30.349 4.333 26.016 30.171 178
Invalidität 6.990 4.862 2.128 4.951 2.038
Alter 51.233 48.375 2.857 48.147 3.085
Hinterbliebene 6.298 6.263 35 6.000 298
Familie/Kinder 10.503 7.334 3.169 9.320 1.183
Arbeitslosigkeit 6.092 4.604 1.488 4.747 1.344
Wohnen/Soziale Ausgrenzung 2.205 899 1.306 282 1.923
Insgesamt 113.668 76.670 36.998 103.619 10.049
Krankheit/Gesundheitsversorgung 100,0 14,3 85,7 99,4 0,6
Invalidität 100,0 69,6 30,4 70,8 29,2
Alter 100,0 94,4 5,6 94,0 6,0
Hinterbliebene 100,0 99,4 0,6 95,3 4,7
Familie/Kinder 100,0 69,8 30,2 88,7 11,3
Arbeitslosigkeit 100,0 75,6 24,4 77,9 22,1
Wohnen/Soziale Ausgrenzung 100,0 40,8 59,2 12,8 87,2
Insgesamt 100,0 67,5 32,5 91,2 8,8
Finanzierungsart 1990 2000 2005 2010 2015 2018 2019
Arbeitgeber-Sozialbeiträge 13.956 23.016 25.889 30.950 36.575 40.220 41.811
Sozialbeiträge der geschützten Personen 8.811 15.824 18.879 22.146 26.521 29.880 31.136
- Arbeitnehmerbeiträge 7.459 13.128 15.242 17.810 21.075 23.741 24.724
- Selbständigenbeiträge 760 1.580 2.021 2.311 3.040 3.536 3.710
- Pensionistenbeiträge 592 1.115 1.616 2.025 2.405 2.604 2.702
Allgemeine Steuermittel 12.291 19.743 24.400 31.157 37.104 39.722 41.068
Sonstige Einnahmen 399 705 997 1.434 1.248 1.597 1.433
Insgesamt 35.457 59.288 70.164 85.686 101.447 111.420 115.447
Arbeitgeber-Sozialbeiträge 39,4 38,8 36,9 36,1 36,1 36,1 36,2
Sozialbeiträge der geschützten Personen 24,9 26,7 26,9 25,8 26,1 26,8 27,0
- Arbeitnehmerbeiträge 21,0 22,1 21,7 20,8 20,8 21,3 21,4
- Selbständigenbeiträge 2,1 2,7 2,9 2,7 3,0 3,2 3,2
- Pensionistenbeiträge 1,7 1,9 2,3 2,4 2,4 2,3 2,3
Allgemeine Steuermittel 34,7 33,3 34,8 36,4 36,6 35,7 35,6
Sonstige Einnahmen 1,1 1,2 1,4 1,7 1,2 1,4 1,2
Insgesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
Reihung Land Sozialquote Reihung Land Sozialausgaben pro Kopf
1. Frankreich 33,7 1. Luxemburg 15.243
2. Dänemark 31,4 2. Dänemark 11.371
3. Finnland 30,1 3. Deutschland 11.113
4. Deutschland 29,6 4. Österreich 10.931
5. Österreich 29,1 5. Niederlande 10.613
6. Niederlande 28,9 6. Frankreich 10.343
7. Italien 28,8 7. Finnland 10.174
EU 272) 27,9 EU 272) 8.339
21. Bulgarien 16,9 21. Estland 4.102
22. Estland 16,4 22. Litauen 4.056
23. Litauen 15,8 23. Slowakei 4.022
24. Lettland 15,2 24. Ungarn 4.016
25. Malta 15,2 25. Lettland 3.235
26. Rumänien 15,0 26. Rumänien 3.211
27. Irland 14,2 27. Bulgarien 2.835

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Statistik Austria veröffentlichte diesen Inhalt am 03 Dezember 2020 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
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