- von Alexander Hübner

München (Reuters) - Siemens-Vorstandschef Roland Busch soll den Münchner Technologiekonzern bis ins Jahr 2030 führen.

Der Aufsichtsrat habe seinen Vertrag, der bisher bis Ende März 2025 galt, um fünf Jahre verlängert, teilte Siemens am Dienstag mit. Der 59-Jährige führt das Unternehmen seit drei Jahren allein. "Die Strategie funktioniert, Siemens ist ein Wachstums- und Technologieunternehmen geworden. Das war immer mein Traum", begründete Aufsichtsratschef Jim Hagemann Snabe den Schritt im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Roland Busch hat das Unternehmen schneller transformiert, als ich das erwartet hätte. Im Vorstand herrscht echter Teamgeist", sagte Snabe.

Auch der 58-jährige Däne will den Weg von Siemens länger begleiten als eigentlich geplant. "Es ist wichtig, dass man in dieser Phase einen Aufsichtsratsvorsitzenden hat, der die Entwicklung zum Technologieunternehmen beschleunigt", sagte der ehemalige SAP-Chef zu Reuters. Snabe ist noch bis 2025 gewählt, hatte seine Zukunft aber bisher offengelassen, weil er nach zwölf Jahren im Aufsichtsrat nicht mehr als unabhängig gilt. "Bei der Hauptversammlung 2025 werde ich elfeinhalb Jahre im Aufsichtsrat sein. Ich könnte also noch einmal verlängern - nicht für vier Jahre, aber vielleicht für ein oder zwei Jahre, wenn es notwendig ist", sagte er. "Unabhängig davon suchen wir natürlich meinen Nachfolger."

Beim Auslaufen seines neuen Vertrages wäre Busch 65 Jahre alt. Für den Siemens-Vorstand gilt seit 2023 eine Altersgrenze von 67 Jahren. Busch hatte nach dem großen Umbau unter seinem Vorgänger Joe Kaeser mehr Ruhe in den Konzern gebracht. Er gilt als technologiebegeistert und hat sich auf die Fahnen geschrieben, Hard- und Software zu verbinden. Unter seiner Ägide stieg der Kurs der Siemens-Aktie um gut ein Drittel, am Dienstag legte sie 0,6 Prozent auf 175,24 Euro zu. Die stellvertretende Aufsichtsratschefin und Gesamtbetriebsratsvorsitzende Birgit Steinborn stellte sich hinter die Entscheidung: "Ich gehe davon aus, dass mit ihm die konstruktive Sozialpartnerschaft mit den Arbeitnehmervertretungen fortgeführt wird, damit wir gemeinsam mit den Beschäftigten die rasante Entwicklung in der Digitalisierung und in der Künstlichen Intelligenz voranbringen sowie die wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen erfolgreich bewältigen", sagte sie.

AUCH NEIKE SOLL BIS 2030 BLEIBEN

Auch der für die Automatisierungs-Sparte Digital Industries zuständige Vorstand Cedrik Neike soll bis 2030 bleiben. Das hat der Aufsichtsrat signalisiert. Formal kann der Vertrag aber erst im Juni verlängert werden. Der ehemalige Cisco-Manager habe "einen Kulturwandel angestoßen", sagte Steinborn. Im Herbst steht noch die Verlängerung von Smart-Infrastructure-Vorstand Matthias Rebellius an. "Alle im Vorstand machen einen Super-Job", sagte Snabe.

Dem Siemens-Vorstand gehören bisher nur fünf Mitglieder an - relativ wenige für ein Unternehmen dieser Größe. Snabe zeigte sich offen, das Gremium zu erweitern: "Der Vorteil eines schlanken Vorstands ist, dass dort (...) großes gegenseitiges Vertrauen herrscht. Aber ich könnte mir vorstellen, den Vorstand breiter aufzustellen."

Die Zug-Sparte Mobility ist als einzige nicht mit ihrem Chef im Siemens-Vorstand vertreten. Investoren haben gefordert, sie wie die Energietechnik (Siemens Energy) und die Medizintechnik (Siemens Healthineers) abzuspalten. Snabe stellte sich aber ausdrücklich hinter Mobility: "Züge sind ein wichtiger Bestandteil einer intelligenten und nachhaltigen Infrastruktur. Und unser Mobility-Geschäft läuft besser als das aller Wettbewerber."

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)