MOSKAU/WASHINGTON (awp international) - Die russische Regierung will Unternehmen vor den Folgen der neuen US-Sanktionen schützen. Ministerpräsident Dmitri Medwedew wies sein Kabinett am Montag in Moskau an, konkrete Massnahmen vorzubereiten. Auch Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, der Schaden für russische Konzerne müsse begrenzt werden. Man brauche aber Zeit, um mögliche Folgen der Strafmassnahmen zu analysieren.

Die USA hatten am Freitag Dutzende russische Geschäftsleute und Firmen, denen enge Verbindungen zum Kreml nachgesagt werden, auf eine schwarze Liste gesetzt. Washington begründete den Schritt mit dem "wachsenden Muster bösartiger Aktivitäten Russlands in der Welt".

Russische Beobachter werten die neuen US-Massnahmen als beispiellos, weil sie auch Milliardäre betreffen, die nicht unmittelbar mit dem Konflikt in der Ukraine oder der mutmasslichen russischen Einmischung in die US-Wahlen in Verbindung gebracht werden. Betroffen sind auch grosse Konzerne mit zahlreichen Tochterfirmen und Angestellten.

Medwedew sagte, die Regierung arbeite an Gegenmassnahmen. Es dürfe keinen Zweifel geben, dass Moskau auf solche Schritte reagiert.

Die russische Börse steht wegen der Sanktionen stark unter Druck. Bis Montagnachmittag verlor der Rubel gegenüber dem Dollar etwa drei Prozent an Wert. Zuletzt mussten für einen Dollar mehr als 60 Rubel gezahlt werden und damit so viel wie seit dem vergangenen November nicht mehr. Der Wechselkurs zum Euro stieg erstmals seit August 2016 über 74 Rubel. Der Aktienindex RTSI fiel um 9,5 Prozent auf 1119,18 Punkte. Damit zeichnet sich am russischen Markt der grösste Tagesverlust seit etwa vier Jahren ab.

Besonders hart trafen die Sanktionen den Aluminiumhersteller Rusal, an dem der Milliardär Oleg Deripaska den grössten Anteil hält. Deripaska steht selbst auch auf der Sanktionsliste. Der Aktienkurs von Rusal brach bei der Börsenöffnung um rund 30 Prozent ein. Zwischenzeitlich war er um etwa 47 Prozent im Minus.

Zuvor hatte Rusal mitgeteilt, dass sich die US-Sanktionen negativ auf das Geschäft auswirken könnten. Der Konzern nimmt an, sie könnten dazu führen, dass die Firmengruppe bestimmten Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Bislang erfülle Rusal aber seine Verpflichtungen, berichtete die Agentur Ria Nowosti.

Rusal ist einer der grössten Aluminiumproduzenten der Welt. Der Zeitung "RBK" zufolge rechnet die Firma mehr als 60 Prozent ihrer Geschäfte in Dollar ab. Der Konzern versucht demnach, seine Geschäfte künftig in anderen Währungen abzuwickeln./tjk/jkr/DP/jkr